2017-11-14 12:14:00

Welttag der Armen... von Kamerun aus gesehen


Erster Welttag der Armen, am kommenden Sonntag: Aber was heißt das eigentlich, Armut, in einem wirklich armen Land? Schwester Jacqueline Ngo Ndouda ist Hebamme im Kamerun und war kürzlich zu Besuch in einem besonders reichen Land, Österreich; dort will das kirchliche Hilfswerk Missio Schwester Jacquelines Arbeit unterstützen.

„Armut hat sehr viele Gesichter“, sagt die afrikanische Ordensfrau. „Es gibt sie gar nicht nur in materieller Hinsicht; man ist auch arm, wenn man schlecht ausgebildet ist und wenig weiß. Das Evangelium drängt uns dazu, auf arme Menschen zuzugehen, mit ihnen zu sprechen, sie zu kennen. Und dazu, dass wir keinen Unterschied machen zwischen Menschen, die uns mal eine großzügige Spende zukommen lassen, und anderen, die überhaupt nichts in der Tasche haben.“

In ihrem Alltag trifft die Hebamme an einem Gesundheitszentrum im Bistum Douala vor allem die letztgenannte Klientel: die ganz Armen. Da spielen sich manchmal richtige Dramen im Alltag ab.

„Ich hatte in unserem Zentrum eine Frau, die schwanger war. Sie hatte kein Geld, um ein Kind zu unterhalten, darum sagte sie zu mir: Ich will dieses Kind nicht, ich kann es mir nicht leisten. Ich habe ihr gesagt: Das kannst du doch nicht machen! Ist das denn nur deswegen, weil du nicht genug Geld hast? Ja, sagte sie. Also haben wir die Sache in die Hand genommen; wir haben sie die ganze Schwangerschaft über in unserem Zentrum betreut, bis zur Geburt. Sie hat ihr Kind behalten. Wir sehen sie immer mal wieder, sie kommt zu Impfungen oder zum Kinderarzt zu uns. Manchmal, wenn wir etwas Geld haben, kaufen wir ihr Milchpulver. Ich habe ihr versprochen: Wenn wir ein bisschen Geld zusammenbekommen, kann sie damit einen Kleinhandel aufziehen.“

Schwester Jacqueline hält den Welttag der Armen, den Papst Franziskus eingeführt hat, für ein wichtiges Zeichen, „weil Armut und Arme sonst gerne vergessen werden“.

„Dass der Papst diesen Tag organisiert, wird vielen armen Menschen zu Herzen gehen. Sie werden denken: Ich bin nicht allein, jemand denkt an mich. Außerdem müssen auch die reichen Menschen von Zeit zu Zeit mal daran erinnert werden, dass es auch arme Menschen gibt, die in ihrer Nachbarschaft leben, damit sie ihr Herz öffnen. Und den armen Menschen muss klar werden, dass ihre materielle Armut nicht alles ist, was sie ausmacht. Dass sie auch etwas haben, das sie anderen geben können…“

(rv/missio 14.11.2017 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.