2017-10-05 11:05:00

Papst fordert internen Versöhnungsprozess im Irak


Franziskus ruft den Irak zu einem internen Versöhnungsprozess auf. Das sei „nötiger denn je“, sagte er am Donnerstag im Vatikan zu irakischen Bischöfen. Auf das Abspaltungs-Referendum in Irakisch-Kurdistan ging der Papst nicht ausdrücklich ein, sprach aber mahnend von „neuer Unsicherheit über die Zukunft“.

Franziskus wandte sich an die Synode der chaldäisch-katholischen Bischöfe aus dem Irak; sie findet unter der Leitung von Patriarch Louis Raphaël Sako in Rom statt. Auf der Tagesordnung der Gespräche stünden viele heikle Themen, sagte der Papst: „die Auswanderung von Christen, der Wiederaufbau der Dörfer, die Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen“.

„Hart geprüft“ seien die Christen im Irak. „Aber die neuesten Nachrichten, die von einem Wiederaufblühen des Lebens und der Aktivitäten in Regionen und Städten sprechen, welche bisher gewaltsamer Unterdrückung ausgesetzt waren, macht mir auch Hoffnung. Möge die göttliche Barmherzigkeit die Wunden des Krieges heilen, die eure Gemeinschaften ins Herz getroffen haben, damit sie sich endlich wieder aufrichten können!“

Mit vorsichtigen Worten zeigte Franziskus seine Freude darüber, dass die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak immer mehr zurückgedrängt wird. „Ein tragisches Kapitel für einige Regionen Ihres Landes ist zu Ende gegangen! Gleichzeitig bleibt aber noch vieles zu tun. Ich bitte Sie, sich unermüdlich für die Einheit mit den anderen christlichen Kirchen einzusetzen, und für einen Dialog und eine Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren des öffentlichen Lebens. Damit würde nämlich die Rückkehr der Flüchtlinge oder Vertriebenen leichter…“

„Neue Unsicherheit über die Zukunft“

Das zielte wohl vor allem auf Irakisch-Kurdistan, wohin viele Christen vor dem Islamischen Staat geflüchtet sind. Die Autonome Region im Norden des Irak hat gerade ein Referendum über ihre Unabhängigkeit abgehalten und damit ihre Beziehungen zur Zentralregierung in Bagdad, aber auch zu Nachbarn wie der Türkei erheblich belastet. Das bremst nicht nur den Kampf gegen den Islamischen Staat, es führt auch dazu, dass sich die irakischen Christen zwischen allen Fronten wiederfinden – wieder einmal.

„Der Einsatz (für Dialog und Zusammenarbeit) ist heute im Irak nötiger denn je, angesichts der neuen Unsicherheit über die Zukunft. Der Irak braucht einen Prozess der nationalen Versöhnung und einer gemeinsamen Anstrengung aller Komponenten der Gesellschaft, um zu gemeinsamen Lösungen für das Wohl des ganzen Landes zu kommen.“

Die Christen im Irak bat der Papst, sich von den Schwierigkeiten nicht entmutigen zu lassen. Dass vor allem in der Ninive-Ebene viele ehemals christliche Dörfer wieder aufgebaut werden, sei doch ein guter Anfang. „Seit der Antike galt Ihr Land als Ort der Zivilisation, der Begegnung und des Dialogs. Darum ist es sehr wichtig, dass die Christen untereinander einig sind und für respektvolle Beziehungen und interreligiösen Dialog unter allen Komponenten des Landes sorgen.“

Von einer möglichen Reise in den Irak sprach Franziskus, anders als bei einer früheren Gelegenheit, diesmal nicht. Dass er im Land selbst christliche Flüchtlinge und Vertriebene trifft, ist durch den neuen Zwist zwischen Irakisch-Kurdistan und der  Bagdader Regierung noch unwahrscheinlicher geworden.

(rv 05.10.2017 sk)








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