2017-09-21 11:22:00

Papst: Korruption in Wirtschaft und Geldwesen beseitigen


Papst Franziskus hat zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und Korruption aufgerufen. In einer Rede an die Mitglieder der staatlichen Anti-Mafia-Kommission Italiens ging er auf die heutigen Investitions- und Wirkungsfelder des organisierten Verbrechens im internationalen Geldwesen ein.

„Wir können heute nicht mehr vom Kampf gegen die Mafia-Organisationen sprechen, ohne das enorme Problem eines Finanzwesens anzusprechen, das sich heute über demokratische Regeln hinwegsetzt. Aufgrund dieser Umstände investieren und multiplizieren kriminelle Gruppen die ohnehin schon beträchtlichen Profite, die sie aus ihren Geschäften ziehen: dem Drogen-, Waffen- und Menschenhandel, der illegalen Entsorgung giftiger Abfälle, der Beeinflussung der Auftragsvergabe für große Investitionen, dem Glücksspiel, dem Wettgeschäft.“

Dieses System trage zur Verbreitung von Ungleichheit und Armut bei, öffnete der Papst den Blick für die weltweiten Folgen des Phänomens. Solche Mechanismen müssten „korrigiert und abgeschafft“ werden, so Franziskus. Auf politischer Ebene müsste dem organisierten Verbrechen zudem der Nährboden entzogen werden, indem man die soziale Gerechtigkeit stärke. Schließlich habe die Mafia immer dort leichtes Spiel, wo Rechte und Chancen nicht wahrgenommen werden könnten: „Im Bereich der Arbeit, des Wohnraums, der Bildung und der Gesundheitsversorgung.“

Korrupte Strukturen erkennen und auflösen

Gegen das organisierte Verbrechen anzugehen meine deshalb auch, korrupte Strukturen zu erkennen, diese aufzulösen und zu verändern. Der Kampf gegen die Mafia dürfe nicht bei der Symptombekämpfung stehenbleiben, sondern müsse an die Wurzeln gehen, wandte sich Franziskus an die Politik: „dagegen zu kämpfen heißt nicht lediglich zu unterdrücken“, formulierte er.

Auch die Zivilgesellschaft, ja jeder einzelne Bürger, sei gefragt, um Korruption entgegenzutreten, fuhr er weiter fort: Franziskus sprach sich für ein „neues ziviles Bewusstsein“ aus – nur durch Überzeugung könne sich eine Gesellschaft letztlich wirklich krimineller Strukturen entledigen. Hier komme der Bereich der Bildung und Gewissensbildung ins Spiel:

„Man muss wirklich erziehen und man muss sich zu einer ständigen Wachsamkeit über sich selbst und die Umstände, in denen man lebt, erziehen, um eine feinere Wahrnehmung für korrupte Phänomene zu entwickeln und für eine neue Weise des Bürgerseins zu arbeiten, zu dem die Sorge und die Verantwortung für die anderen und das Gemeinwohl gehören.“

Vorbildliche Anti-Mafia-Gesetzgebung in Italien

Lobende Worte fand der Papst für die italienischen Anti-Mafia-Gesetzgebung, die dem Staat im Vergleich zu anderen Ländern ein relativ umfassendes Durchgreifen gegen kriminelle Vereinigungen und deren Besitz ermöglicht. So erwähnte er zum Beispiel die soziale Umnutzung von Ländereien und Gütern, die von der Mafia konfisziert wurden, und die Reintegrationsmaßnahmen für ehemalige Angehörige solcher krimineller Vereinigungen.

Eine Anregung sprach der Papst mit Blick auf den Schutz von Zeugen und Aussteigern aus dem System aus: Menschen, die gegen die Mafia aussagen wollten, müssten vor Rache und Repression geschützt werden, ebenso müsse man Rechtswege finden, denjenigen zu helfen, die einen Weg aus den kriminellen Netzwerken suchten. Dies seien oftmals Frauen, so Franziskus:

„Es gibt viele Frauen, vor allem Mütter, die das versuchen und welche die kriminelle Logik in dem Wunsch, ihren Kindern eine andere Zukunft zu bieten, ablehnen. Diesen Personen muss man helfen können, unter Berücksichtigung der rechtlichen Wege, doch auch ihrer Würde als Personen, die das Gute und das Leben wählen.“

Direkt zu Beginn seiner Ansprache gedachte der Papst aller Todesopfern der Mafia in Italien; explizit nannte er die Namen der drei Richter Rosario Livatino, Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die aufgrund ihres rigorosen und mutigen Einsatzes gegen das organisierte Verbrechen zur Zielscheibe der Mafia geworden waren.

(rv 21.09.2017 pr)








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