2017-09-13 11:10:00

Vatikan/Korea: Wie im Himmel, so auf Erden


Koreas katholische Kirche ist eine Besonderheit: Während die Nordkoreaner seit Jahrzehnten offiziell keine Kirche haben dürfen, hat sich die katholische Kirche in Südkorea auf besondere Weise entwickelt. Grund genug, im Vatikan eine Sonderausstellung durchzuführen. Seit Montag können Touristen und Pilger im sogenannten „Braccio di Carlo Magno“, auf der linken Seite des Petersplatzes, wenn man Richtung Petersdom schaut, die Ausstellung „Wie im Himmel, so auf Erden“ besuchen. Da geht es um Seoul und 230 Jahre katholische Kirche in Korea. Wir haben mit dem Pressesprecher der Erzdiözese Seoul, Mattias Hur Young-yup, gesprochen.

„Die Hauptbotschaft, die wir durch diese Ausstellung vermitteln möchten, ist, dass es in der koreanischen katholischen Kirche zwei Besonderheiten gibt: Zum einen wurde die Kirche von Laien gegründet und nicht von Missionaren, das ist also ein besonderer Beginn der katholischen Kirche in Korea. Zum anderen waren wir über einhundert Jahre lang der Verfolgung ausgesetzt. An den Problemen sind wir nicht zugrunde gegangen sondern sogar dadurch gewachsen.“

Die Laienbewegung, auf die sich Pressesprecher Hur bezieht, entstand im späten 18. Jahrhundert, nachdem konfuzianische Gelehrte sich in China taufen ließen. Zehn Jahre lang haben Laien die Aufgaben von Priestern übernommen, bis dann der erste Geistliche aus China nach Korea kam. Während dieser Zeit waren die Christen im Land starken Verfolgungen ausgesetzt, die erst Mitte des 19. Jahrhunderts langsam nachgelassen haben. Mit dem Spruch aus dem Vaterunser wird nicht nur die Ausstellung geprägt, sondern auch die Geschichte der Kirche Koreas beschrieben.

„Sie zeigt uns heute, dass selbst Verfolgungen kein Hindernis sind für die Evangelisierung und die Verbreitung des Glaubens“, meint die Direktorin der Vatikanischen Museen, Barbara Jatta, die ebenfalls an der Durchführung der Ausstellung mitbeteiligt ist. Auch in schwierigen Zeiten könne der Glaube verbreitet und gelebt werden, es gebe nichts, was den Glauben klein mache, wenn er stark genug sei, erläutert sie.

Und was ist mit Nordkorea?

Derzeit steht ja vor allem Nordkorea in den Schlagzeilen, wegen der Auseinandersetzung mit den USA. Zur aktuellen Lage der Menschen in Nordkorea weiß man im Westen wenig. Die Christen in Südkorea würden derzeit alles tun, was an Hilfe und Unterstützung möglich sei: „Neben den ganzen Gebetsbewegungen und den Bewegungen, die für die Versöhnung von Nord und Süd beten, leisten wir große humanitäre Hilfe für die nordkoreanischen Brüder und Schwestern. Das ist das, was ihnen am meisten hilft, neben den vielen Gebeten“, so der Pressesprecher der Erzdiözese Seouls. Die Ausstellung zum jetzigen Zeitpunkt, in dem der Konflikt wieder aufflammt, sei ein besonderes Zeichen des Friedens, ein Zeichen von oben, fügt Jatta hinzu.

Die Ausstellung umfasst 181 Exponate. Von Briefen und Weltkarten aus dem 18. Jahrhundert, über Kelche und Münzen und Kunstwerke, die an die 237 Märtyrer erinnern, die selig- oder heiliggesprochen wurden. Die Ausstellung ist sehr bunt. Ein besonderes Ausstellungsstück ist das Marienbild „Madonna mit Kind“ von Jang Woo-sung, das die Jungfrau Maria in einen weißen koreanischen Hanbok gekleidet zeigt. Die Ausstellung endet am 17. November 2017.

(rv 12.09.2017 nh)








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