2017-09-07 23:30:00

Papst: „Eine lebendige, gerechte, solidarische Gemeinschaft“


Wie der See Genezareth, wie die Menschenmenge, wie die Enttäuschung und wie Petrus: Papst Franziskus legte in seiner Predigt bei der Messe zum Abschluss des ersten Reisetages das Evangelium ganz konkret mit Blick auf Kolumbien aus. Die Menschen, die Jesus zu Jüngern berufen wird, fischen auf dem See, aber ohne Erfolg, der See ist der Ort wo „die Hoffnung auf fruchtbare Arbeit und die Enttäuschung über die nutzlosen vergeblichen Bemühungen zusammen“ treffen. Eine Million und 100.000 Menschen kamen zur Papstmesse in Kolumbiens Hauptstadt Bogota. 

Dort, am See, spricht Jesus zu den Menschen, die ihm gefolgt sind. „Das Wort Jesu … ist ein von der Tat bestätigtes Wort, es handelt sich nicht um eine auf dem Schreibtisch entstandene Schlussfolgerung, um das Ergebnis von Abkommen, die kalt und distanziert sind gegenüber dem Leid der Menschen. Deshalb ist es ein Wort, das sowohl am sicheren Ufer als auch auf dem unberechenbaren Meer von Nutzen ist.“

Nach Worten des Lebens sehnen

In Bogotá und überhaupt Kolumbien zeige sich viel von dem, wovon das Evangelium erzähle. „Hier trifft man auf Volksmassen, die sich nach einem Wort des Lebens sehnen“, zählte der Papst auf. „Aber hier wie in anderen Teilen der Welt gibt es auch dichte Finsternis, die das Leben bedroht und zerstört: die Finsternis der Ungerechtigkeit und der sozialen Ungleichheit; die korrumpierende Finsternis von Einzel- oder Gruppeninteressen, die auf egoistische und hemmungslose Weise aufbrauchen, was für das Wohlergehen aller bestimmt ist; die Finsternis der Missachtung des menschlichen Lebens, die täglich der Existenz so vieler Unschuldiger ein Ende setzt, deren Blut zum Himmel schreit; die Finsternis des Rachedurstes und des Hasses, welche die Hände derer mit menschlichem Blut besudelt, die sich selbst Recht verschaffen wollen; die Finsternis derer, die angesichts des Schmerzes so vieler Opfer gefühllos werden.“ All diese Finsternisse vertreibe und vernichte Jesus mit seinem Befehl, der auf das Eingeständnis der Erfolglosigkeit der Fischer folgt: „Fahr hinaus auf den See“.

„Fahr hinaus auf den See“

Und noch ein paralleler Blick auf die Schrift und auf Kolumbien: „Wir können uns mit endlosen Diskussionen aufhalten, gescheiterte Versuche aufzählen und eine Liste der Bemühungen erstellen, die zu nichts geführt haben; so wie Petrus wissen wir, was es heißt, ohne jeglichen Erfolg zu arbeiten. Auch diese Nation kennt das“. Aber wie Petrus sei dieses Land und seien die Menschen fähig, „auf den Meister zu vertrauen“.

Petrus ist sozusagen der Prototyp dessen, der die Einladung annimmt und zu einem neuen Fischer wird. Der Auftrag sei aber nicht nur an ihn, Petrus, gegangen. „Die Netze auszuwerfen bringt Verantwortung mit sich. In Bogotá und in Kolumbien ist eine sehr große Gemeinschaft unterwegs, die gerufen ist, ein robustes Netz zu werden, das alle in der Einheit versammelt. Dabei soll sie sich für den Schutz und die Achtung des menschlichen Lebens einsetzen, insbesondere dann, wenn es am schwächsten und ganz verwundbar ist: im Mutterschoß, im Kindesalter, im Alter, im Fall von Behinderung und in Situationen sozialer Ausgrenzung.“

„Wahrhaft lebendige, gerechte und solidarische Gemeinschaft“

So könne es den Menschen in Kolumbien gelingen, eine „wahrhaft lebendige, gerechte und solidarische Gemeinschaft“ zu werden, indem sie das Wort Gottes hören und annehmen. „Bogotá und Kolumbien sind Ufer, See, offenes Meer und Stadt zugleich, wo Jesus hingekommen ist und hinkommt, um seine Gegenwart und sein fruchtbares Wort zu schenken, um uns der Finsternis zu entreißen und uns zum Licht und Leben zu führen.“ Jetzt gelte es, die anderen zu rufen und alle ins Boot steigen zu lassen, auf den Ruf Jesu hin.

„So wie Simon lädt Jesus uns ein, auf den See hinauszufahren, er fordert uns auf, die Risiken zu teilen, unsere Egoismen hinter uns zu lassen und ihm zu folgen. Er ermuntert uns, die Ängste abzulegen, die nicht von Gott kommen, die uns lähmen und die dringende Aufgabe verzögern, Erbauer des Friedens, Förderer des Lebens zu sein.“

(rv 07.09.2017 ord)








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