2017-09-06 14:14:00

D/Italien: „Flüchtlingsfrage geht uns alle an“


Der Flüchtlingsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, hat die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur europaweiten Umverteilung von Flüchtlingen begrüßt. Demnach sind alle EU-Staaten verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen. „Die ankommenden Flüchtlinge müssen nach ihrer Erstaufnahme gerecht verteilt werden - das ist unsere moralische Pflicht“, erklärte Heße am Mittwoch während einer Informationsreise nach Sizilien. Zwischen den EU-Ländern sei Solidarität notwendig.

Unsere Kollegen von katholisch.de haben Heße in die sizilianische Hafenstadt Pozzallo begleitet. Der Hamburger Erzbischof fand den sogenannten Hotspot, wo Flüchtlinge aufgenommen werden, „bestens organisiert“. Es gebe eine gute Zusammenarbeit zwischen staatlichen Behörden, Freiwilligen und NGOs, sagte er. Eines ist ihm allerdings aufgefallen: „Der einzige Nachteil, den ich ehrlich bedenken muss, ist: ich habe ganz wenige Flüchtlinge gesehen. Sie kommen offenbar nicht so durch, dass sie hier in dieser doch sehr vorbildlichen Einrichtung aufgenommen werden könnten.“

Könnte dies eine Folge des Abkommens zwischen Italien und den libyschen Behörden der vergangenen Wochen sein? Bischof Heße geht darauf nicht direkt ein, doch er bekräftigt, dass er sich von der italienischen Regierung und der libyschen Küstenwache eines wünsche: „Wichtig ist, dass die Flüchtlinge, die auf dem Meer sind, aufgefangen werden. Wer dort in Seenot ist, der kann nicht einfach dahin treiben, sondern der muss aufgenommen werden und in ein sicheres Land gebracht werden. Libyen scheint derzeit nicht unbedingt das sicherste Land zu sein.“

Den Parteien – ob in Deutschland oder anderswo in Europa –, die Europas Grenzen schließen wollen, wolle er als Flüchtlingsbischof Folgendes mitgeben, so Heße weiter: Migration werde die Politik noch lange beschäftigen; nur global könnten Lösungen für diese Herausforderung gefunden werden. Den Grenzverkehr müsse man kanalisieren und sinnvoll bewältigen, Zäune und Mauern seien dabei allerdings keine Antwort.

„Wir sehen hier gerade in Sizilien, dass das Thema auch auf den afrikanischen Kontinent übergreift und dass eben Afrika und Europa ganz beieinander sind, was man hier besonders stark spürt. Es wird hier auch deutlich, dass dies ein Thema ist, das alle gemeinsam in Europa angeht. Es geht hier um Menschen, und es geht letztlich darum: wo finden Menschen Lebensbedingungen, die so sind, damit sie dort leben können und bleiben wollen.“

Bis Freitag hält sich Heße in Sizilien auf; die Reise soll ein Zeichen der Solidarität mit Flüchtlingen sein und die Leistungen von Helfern würdigen.

(rv/katholisch.de 06.09.2017 mg)








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