2017-09-05 11:35:00

D: Reformationsjahr als Bereiter der Ökumene?


Die beiden protestantischen Theologen Friedrich Schorlemmer und Christian Wolff ziehen zum nahenden Ende des Reformations-Gedenkjahres Bilanz – und die fällt ernüchternd aus. Nach Informationen der „Leipziger Volkszeitung“ veröffentlichten die Autoren ein Memorandum mit dem Titel „Reformation in der Krise – Wider die Selbsttäuschung“, in dem sie vor allem die Verantwortlichen von EKD und Kirchentagsspitze kritisieren. Das Reformationsjahr sei verschenkt worden, urteilen die beiden hart.

„Es ist leider kaum etwas erkennbar, was mir Mut macht, dass Kirche sich wieder hinwendet zum Alltag der Menschen oder die Gemeinden vor Ort stärkt“, erklärt Schorlemmer im Gespräch mit der LVZ. Den Kirchentagen sei ein Programm übergestülpt worden, das gar nicht bewältigt werden konnte. Die Feste seien nicht mehr als „grandiose Selbsttäuschung“ gewesen, legt er nach.

Neben der Kritik schauen Wolff und Schorlemmer auch sorgenvoll in die Zukunft, sie seien „tief beunruhigt, dass sich die Begeisterung für die Themen des Reformationsjubiläums sehr in Grenzen hält.“ Es fehle bisher ein motivierender, ökumenischer Impuls, der zu einer „von Glauben inspirierte[n] Umkehr zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“  führe.

„Der Glaube braucht ein Zuhause in einem menschlichen, einem sehr persönlich betreffenden, Vertrauen schaffenden […] Umfeld.“  Es geht um etwas viel Persönlicheres als um große Events mit vielen Besuchern, schließen die Theologen. 

Gleichzeitig freut sich Thomas Sternberg, Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), „dass die evangelische Kirche das große Jubiläum – 500 Jahre Reformation – zusammen mit der katholischen Kirche begeht“, schreibt „ÖM – Das Ökumene Magazin“, das die unabhängige katholische Wochenzeitung „Neues Ruhr-Wort“ und die evangelische Zeitung „Unsere Kirche“ gemeinsam herausgeben. „Dafür bin ich außerordentlich dankbar“, so Sternberg, man dürfe sich allerdings jetzt nicht ausruhen. Es gebe Ziele, die noch nicht erreicht seien, vor allem die Abendmahlgemeinschaft, so der ZdK-Vorsitzende weiter.

Ähnlich äußerte sich auch Christina aus der Au, Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Solange es kein gemeinsames Abendmahl gebe, könne nicht von versöhnter Verschiedenheit gesprochen werden, das sei die „offenste aller Wunden“.

Vor allem politisch müssten die Kirchen jedoch stärker zusammenarbeiten und gemeinsame Stellungnahmen veröffentlichen. Nur so könne man sich in Fragen der Bioethik, des Islam oder internationaler Gerechtigkeit Gehör verschaffen, mahnt ZdK-Präsident Sternberg.

(lvz/kap/kna 05.09.2017 nh)








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