2017-08-26 09:34:00

Als Gläubige in der Politik: Katholische Parlamentarier


Der Heilige Thomas Morus, Patron der Regierenden und Politiker, empfängt die Besucher in den Hügeln oberhalb Roms, in Frascati, am Eingang zu einem Tagungszentrum mit einem mahnenden Satz: „Wenn Staatsmänner ihr eigenes Gewissen zugunsten ihres öffentlichen Amtes abgeben, dann führen Sie ihr Land auf dem schnellsten Weg ins Chaos“. Versammelt haben sich dort in Frascati Morus’ Nachfolger, Parlamentarier aus der ganzen Welt, die auf ihren katholischen Glauben Wert legen und sich informell untereinander vernetzen wollen. Einmal im Jahr trifft sich das International Catholic Legislators Network hier in den Castelli Romani.

„Sie wollen ganz bewusst als Gläubige in der Politik sein, als Gläubige ihren Weg im Parlament gehen“, beschreibt einer der Gründer der Initiative, Kardinal Christoph Schönborn, den Hintergrund der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Treffen. „Gemeinsam haben sie, dass sie in vielen Teilen der Welt in ihren Parlamenten in der Minderheit sind. Aber sie haben auch gemeinsam, dass sie Themen haben, die ihnen wichtig sind, für die sie einstehen du für die sie auch Ermutigung brauchen.“

Es gibt diese Treffen, „weil katholische Parlamentarier – wie jede andere Berufsgruppe – Weiterbildung brauchen und daneben auch die Möglichkeit mit Kollegen/Kolleginnen international auszutauschen und Erfahrungen zu teilen“, so charakterisiert der Organisator der Treffen, Christiaan Geusau den Grund für die Treffen. „Weil katholische Politiker grundsätzlich auch ihr politisches Handeln von ihren Glauben an Christus inspirieren lassen wollen, ist vor allem auch gemeinsames Gebet und die Feier der Sakramente von großer Bedeutung als geistliche Stärkung. Unser Motto auf English ist: faith, formation and fellowship. Meine Motivation ist diese: die Welt braucht dringend überzeugte Christen in der Politik, die mit Freude Glaube und Vernunft einsetzen um gutes in der Welt zu bewirken. Dazu braucht es allerdings erst gute Bildung.“

Chatham House Rules

Das geschieht vertraulich, so ist es ausgemacht, „Chatham House Rules“ gelten, also alles was im Raum gesagt wird, bleibt im Raum, es gibt keine Presse, keine veröffentlichten Reden, die Treffen sind für die Teilnehmer, nicht für die Öffentlichkeit. „Die Idee kam von Lord David Alton, einem katholischen Oberhausmitglied aus London“, erzählt Kardinal Schönborn von der Entstehungsgeschichte 2010. „Der meinte zu mir, warum treffen wir katholischen Parlamentarier uns eigentlich nicht öfter, warum machen wir eigentlich nicht mehr gemeinsame Arbeit? Und ich habe ihm geantwortet ‚Do it, please!’, machen Sie es doch!“

Aus dieser recht einfachen Frage sei dann die Initiative ICLN entstanden, die nun zum achten Mal bereits tagt. Es ist kein Verein, es gibt keine feste Mitgliedschaft betont Schönborn, stattdessen vergleicht er die Treffen mit einem ‚Freundeskreis’, nein es sei kein Geheimbund oder dergleichen, fügt er an.

Thema Christenverfolgungen

Dazu kommt man durch Einladung, durch Austausch, durch Kennenlernen in der Arbeit oder bei Themen. „Ein Thema, das von Anfang an das ICLN begleitet hat, ist das Thema Christenverfolgungen“. Damals, 2010, habe man noch nicht so viel darüber gesprochen, mittlerweile sei das ein weltweites Phänomen, so Kardinal Schönborn. „Viele Länder, aus denen die Parlamentarier kommen, sind entweder davon betroffen oder engagieren sich in der Hilfe für Christen in anderen Ländern.“

Das Netzwerk habe sich bewährt und wachse, berichtet Kardinal Schönborn. „Sehr auffallend ist das Wachstum auf der afrikanischen Seite. Es hat mit einer Gruppe aus Kenia begonnen, inzwischen haben wir eigentlich schon ein afrikanisches ‚Chapter’ des ICLN, die sehr engagiert sind. In diesem Jahr sind große Gruppen aus Uganda, aus Kenia, Simbabwe und Malawi da. Die afrikanischen Parlamentarier haben Lunte gerochen und finden Freude an diesen Zusammenkommen.“

Empfang durch die Päpste

Themen welche die Parlamentarier akut beschäftigen werden mit Experten gemeinsam vertieft, so geht es etwa um Religionsfreiheit und um Migration, es geht um Abtreibung und um Biotechnologie, um Kirche und Staat und um Bildungsfragen, aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt möglicher Themen. Daneben seien die Treffen aber immer auch Bestärkung im Glauben, man feiere Gottesdienste zusammen, „es gibt auch spirituelle Unterstützung“, sagt Kardinal Schönborn. Neben dem Thematischen und dem Spirituellen sind es aber oft einfach die Begegnungen, in denen sich viel abspiele. „Es ist die Mischung von Leuten aus aller Welt – aus Lateinamerika, den USA, aus Australien, Afrika, Europa – die ihnen offensichtlich gut tut. Es entstehen natürlich so auch Freundschaften, es entstehen Verbindungen, unter dem Jahr tauschen sich viele untereinander aus. In diesem Sinn hat sich dieser informelle Kreis sehr bewährt.“

Und wie in den vergangenen Jahren auch wird der Papst die Gruppe zum Abschluss der Tagung an diesem Sonntag in Audienz empfangen. Thomas Morus würde es freuen.

(rv 26.08.2017 ord)

 








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