2017-08-25 11:00:00

Muslime in Europa: Kluft zwischen Realität und Wahrnehmung


Es herrscht eine Kluft zwischen der öffentlichen Wahrnehmung des Islams in Europa und der Lebensrealität. Das ist das Ergebnis des Religionsmonitors der Bertelsmann-Stiftung, wie die Leiterin der Studie Religionsmonitor, Yasemin El-Menouar, im Gespräch mit dem Kölner Domradio erläutert.

Eine zentrale Aussage der aktuellen Studie zeigt: die rund 4,7 Millionen Muslime in Deutschland sind überwiegend gut integriert. „Deshalb ist es auch wichtig mit Daten und Fakten zu schauen, wie es tatsächlich aussieht und die Wahrnehmung und öffentlichen Debatten zu versachlichen. Ein Aspekt ist natürlich auch, dass wir in den letzten Jahren häufig nur über Probleme sprechen, die auch passieren, aber das ist eben nur ein Ausschnitt“, so Yasemin El-Menouar. Die Studie zeige „das ganze Bild“ und da seien auch zu sehen, wie die Integration von Muslimen in Deutschland und anderen europäischen Ländern deutliche Fortschritte gemacht habe.

Deutliche Fortschritte

Wir haben gesehen, dass eigentlich in allen untersuchten Ländern Muslime in der Bildung zunehmend aufholen und eine gewisse Bildungsmobilität zeigen. Das läuft aber nicht in allen Ländern gleichermaßen schnell. In Deutschland verläuft dieser Prozess etwas langsamer als beispielsweise in Frankreich und das liegt vor allem daran, dass das deutsche Bildungssystem stark nach sozialer Herkunft selektiert, weil Bildungsentscheidungen sehr früh getroffen werden“, erläutert die Studienleiterin. Nach der 4. Klasse werde über die Bildungskarriere der Kinder entschieden. In anderen Ländern wie Frankreich könnten die Kinder länger gemeinsam lernen. „So können auch Muslime Startnachteile, die beispielsweise durch einen niedrigen Bildungshintergrund entstehen, wieder aufholen“, sagt El-Menouar.

Integration in beide Richtungen

Es gebe zwei Faktoren zu berücksichtigen: einerseits um die Frage, wie man Migranten besser in die Gesellschaft einbringen könne und andererseits wie man eine Religionsgemeinschaft wie den Islam in Deutschland besser integrieren könne. Denn, so sagt El-Menouar, „diese beiden Faktoren werden häufig vermengt, aber sie sollten getrennt diskutiert werden. Wenn es um die Integration einer Religionsgemeinschaft geht, ist natürlich Folgendes wichtig zuschauen: Wie schaffen wir es, dass auch Muslime ihre Rechte als Religionsgemeinschaft wahrnehmen können und anderen Religionen gleichgestellt sind. Da ist natürlich die Einführung des islamischen Religionsunterrichtes ein Faktor, um in Richtung Gleichstellung zu gehen.“

(domradio 25.08.2017 mg)








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