2017-08-25 13:31:00

Bistum Rom: Deutliche Kritik am Umgang mit Migranten


Hilfswerke sprechen von „wahlloser Gewalt“: In Rom kam es am Donnerstag zu heftigen Zusammenstößen mit der Polizei als die Sicherheitsleute Migranten in der Nähe des römischen Hauptbahnhofes vertreiben wollten. Die Ewige Stadt habe seit langem ein Problem bei der Flüchtlingsunterbringung. Das sagt auch der Weihbischof für das Vikariat Roms, Augusto Paolo Lojudice, im Gespräch mit Radio Vatikan. Am Donnerstag waren Flüchtlinge aus einem leer stehenden Bürogebäude vertrieben worden, das sie besetzt hatten. „Was hängen bleibt, ist ein leidvolles Bild. Es ist eine Schande, wenn die Polizei auf diese Weise vorgehen muss und zwar gegenüber Menschen, die ja zuvor von der Stadt explizit aufgenommen wurde. Das ist bitter. Denn wir können nicht einfach Migranten aufnehmen und sie anschließend mit Gewalt wieder wegtreiben.“ Es bringe auch nichts, Menschen zu vertreiben, ohne eine konkrete Lösung für sie anbieten zu können.

Erst aufnehmen, dann vertreiben

Der Vorwurf von Hilfsorganisationen lautet: 13 Flüchtlinge seien verletzt worden, die meisten davon Frauen, dabei seien auch bewusst Schlagstöcke seien eingesetzt worden, so die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, kritisierte die Tatsache, dass Kinder das Geschehen hätten mit ansehen müssen und deshalb ‚traumatisiert’ seien.

„Was ich bereits in den vergangenen Tagen kritisiert habe, ist der fehlende Dialog zwischen den verschiedenen Stellen der staatlichen Behörden“, so der Weihbischof. „Die Polizei macht natürlich ihren Dienst, aber jegliche Gewaltanwendung ist immer zu verurteilen.“

Jede Gewaltanwendung ist zu verurteilen

Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete unter Berufung auf die Polizei Roms, dass Gasflaschen und Steine gegen Beamte geflogen seien. Der Einsatz sei zudem notwendig geworden, weil einige Migranten eine alternative Unterbringung der Stadt nicht akzeptiert hätten.

„Ich hoffe nicht, dass wir in einer Woche oder zehn Tagen nochmals zu ähnlichen Fällen dieselben Worte sagen müssen“, wünscht sich Lojudice. „Wir müssen aus den negativen Erfahrungen lernen. Es geht darum, dass wir als Gemeinschaft – und das geht über die katholische Gemeinschaft hinaus – gemeinsam handeln und uns die Frage stellen müssen, wie wir mit Migranten umgehen wollen. Die Gefahr ist groß, dass wir zweispurig vorgehen: auf der einen Seite verkünden wir, dass Migranten weggehen sollten, weil sie nicht zu uns passen und auf der anderen Seite kritisieren wir die Polizei, weil sie zu gewalttätig vorgeht. Das schafft nur Unklarheiten.“

Rom kämpft seit langem mit der Unterbringung von Migranten, viele schlafen auf der Straße oder in Parks. Die Caritas und andere kirchliche Hilfswerke aber auch NGOs helfen und bieten den Migranten eine Bleibe sowie das nötigste zum überleben. Römer werfen der Stadtverwaltung vor, keine Strategie für die Betreuung von Migranten und Flüchtlingen in der Stadt zu haben.

(rv/ansa/online 25.08.2017 mg)

 








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