2017-08-22 09:44:00

Ruth Pfau: ,Santa subito´ - sofort heilig!


Sie war eine lebensbejahende Ärztin, die ihre Arbeit immer mit dem Glauben verbunden habe: Rudolf Walter war der Lektor der vor wenigen Tagen verstorbenen Ordensfrau Ruth Pfau, der deutschen Lepraärztin in Pakistan. „Wir kennen uns seit 35 Jahren und ich erinnere mich, dass wir damals ein Buch in der Reihe ,Glauben Frauen anders?´ veröffentlichen wollten“, erzählt Walter den Kollegen vom Domradio in Köln. „Wir haben versucht, Ruth Pfau als Ärztin und Nonne dafür zu gewinnen. Von ihr kam ein ungewöhnlicher Text von hoher sprachlicher Sensibilität und frei von allen Klischees“.

Pfau war am 10. August im Alter von 87 Jahren gestorben. Mit einem Staatsbegräbnis nahm Pakistan am Wochenende Abschied von der Ordensfrau und Lepraärztin. Die gebürtige Leipzigerin ist erst die dritte Zivilistin in der Geschichte Pakistans, der eine solch hohe Ehre mit einem Staatsbegräbnis zuteilwurde. Pfau gehörte dem Orden der Töchter vom Herzen Mariä an und war lange Jahre nationale Beraterin für Lepra und Tuberkulose im islamischen Pakistan. Als die Weltgesundheitsorganisation Pakistan 1996 als erstes Land in Südasien für leprafrei erklärte, sahen viele dies als ihren Verdienst an.

Staatsbegräbnis

„,Ich kann, wenn ich auf Leiden treffe, nicht wegschauen´: Das war ihre große Entscheidung“, berichtet Walter. „Sie kannte zwar auch die dunklen Seiten des Lebens, aber es war das ,Trotzdem´, was sie bewegt hat. Sie wollte eine Option, die mehr Sinn versprach. Es war ein Realismus, der von Liebe geprägt war. Das letzte Wort wird Liebe sein. Das war ihr Glaube und den hat sie gelebt.“

In mehreren deutschen Zeitungen haben Leser eine baldige Heiligsprechung der Ordensfrau gefordert.

„Einige Tage nach der Todesnachricht wurde in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Leserbrief veröffentlicht, in dem es hieß: ,Santa subito´ (zu Deutsch: ganz schnell heilig). Der Leserbriefschreiber erwartete also von den Bischöfen eine schnelle Reaktion. Eine ähnliche Forderung habe ich zuvor auch in der Badischen Zeitung gelesen - zu einem Artikel, in dem sie als 85-Jährige in Freiburg von ihrer Arbeit erzählt hat. Auch in diesem Leserbrief stand: ,Santa subito´.“

„Sofort heilig!“

Das erinnere an die Trauerfeier von Johannes Paul II., als die Sprechchöre auf dem Petersplatz eine sofortige Heiligsprechung verlangten. Walter, der auch Theologe ist, räumt aber ein, dass es eine Ordnung zur Selig- und Heiligsprechung gibt. Dazu bedarf es vieler Dokumente und Prüfungen. „Aber ich denke, dass in diesen spontanen Rufen etwas zum Ausdruck kommt, was man auch ernst nehmen muss: Es gibt ein Gespür dafür, dass es Christen gibt, die etwas vorleben, was dem Heiligsein nahe kommt. Heiligsein bedeutet ja nichts anderes, als dass ein ganz auf Gott ausgerichtetes Leben gelingen kann, dass es möglich ist. Es gibt in der Aachener St. Josefskirche ein Gemälde, in dem der Erzbischof von San Salvador, Óscar Romero, der NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer und Menschenrechtler Martin Luther King zusammen mit Ruth Pfau an einem Tisch sitzen. Sie wurde also schon vor vielen Jahren in diesen Kontext gesetzt.“

(domradio 22.08.2017 mg)








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