2017-08-22 10:23:00

Erdbeben auf Ischia: Von Kirchentrümmern erschlagen


Bei einem Erdbeben auf der Insel Ischia vor Neapel sind am Montagabend mindestens zwei Menschen gestorben. Eine ältere Frau wurde von den Trümmern einer Kirche erschlagen, ein zweites Opfer starb in ihrem eingestürzten Haus. Bischof Pietro Lagnese bestätigte am Dienstag den Einsturz einer Kirche in Casamicciola, bei dem eine Frau ums Leben kam. Es handele sich um ein Mitglied des Pfarrgemeinderats, das neben der Kirche parkte und von einer einstürzenden Kirchenmauer getroffen wurde, sagte er dem italienischen Pressedienst SIR. Ein Großteil der "Chiesa del Purgatorio" sei zerstört, berichtete der Bischof. Mindestens 40 Menschen wurden verletzt, das einzige Krankenhaus auf der Insel evakuiert. Hunderte Inselbewohner und Touristen wurden per Schiff und Hubschrauber nach Neapel gebracht.

Eine Hörerin von Radio Vatikan berichtete, dass nachts die Menschen auf die Straßen gingen und auf Sportplätzen schliefen. Daniela Perna rief die Redaktion unserer italienischen Kollegen an: „Zuerst fiel der Strom für etwa eine Minute aus. Das hat uns alle noch mehr beunruhigt. Wir hörten einen lauten Knall, als ob eine Bombe explodiert sei. Man spürt auch sonst, dass die Insel vulkanischen Ursprungs ist, aber der Krach war so laut, dass wir uns wirklich Sorgen machten.“

Rettung unter Applaus

Nach Medienberichten wurden sieben Mitglieder einer Familie verschüttet. Während die Erwachsenen, unter ihnen die Eltern, kurz nach Beginn der Rettungsarbeiten geborgen wurden, gestaltete sich die Bergung der drei Kinder schwierig. Nach mehreren Stunden gelang es den Helfern, ein sieben Monate altes Baby lebend zu bergen. Unter dem Applaus der Helfer und Umstehenden wurde das Kind seiner Mutter übergeben. Anschließend bemühte sich die Retter fieberhaft, zu den beiden verschütteten Brüdern des kleinen Pasquale vorzudringen.

„Wir sind mit dem Auto zum höchsten Punkt der Insel gefahren, weil wir dachten, dass es dort am sichersten ist", berichtete die Hörerin weiter. „Wir befanden uns in der Nähe des Strandes, wo man das Beben sehr gut spürte. Wir dachten auch an einen Tsunami. Als wir aber fuhren, sahen wir etliche eingestürzte Häuser.“ Der Erdstoß der Stärke 4,0 habe die Mittelmeerinsel vor Neapel am Montagabend gegen 21.00 Uhr getroffen, teilte die italienische Erdbebenwarte INGV mit.

Die Insel vulkanischen Ursprungs ist vor allem im Sommer sehr beliebt bei Urlaubern. Bundeskanzlerin Angela Merkel macht dort regelmäßig Osterurlaub. Die Insel liegt in der Nähe der Phlegräischen Felder, die zu den weltweit wenigen Dutzend sogenannten Supervulkanen zählen. Im Jahr 1883 kamen bei einem Beben auf Ischia rund 2.300 Menschen ums Leben. 

Italien wird immer wieder von teils verheerenden Erdbeben heimgesucht. Vor fast genau einem Jahr, am 24. August, erschütterte ein schweres Beben die mittelitalienische Region um die Stadt Amatrice. 299 Menschen starben dort.

(rv/ansa/diverse 22.08.2017 mg)








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