2017-08-21 12:00:00

Papstbotschaft: „Eine praktische Form des Optimismus“


Papst Franziskus will praktische und konkrete Antworten auf die Flüchtlingskrise nennen und zu einem sehr praktischen Optimismus ermutigen. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan einer der beiden Leiter der neu gegründeten Sektion für Migranten und Flüchtlinge, Pater Michael Czerny. Papst Franziskus hatte diese Sektion selbst gegründet und obwohl sie formal dem Dikasterium für die Ganzheitliche Entwicklung des Menschen angegliedert ist, untersteht sie direkt dem Papst. Und wie um seine eigene konkrete Beteiligung zu betonen, nennt der Papst diese Sektion auch ganz ausdrücklich in seiner Botschaft zum Weltgebetstag. Wir haben Pater Czerny nach der Bedeutung dieser Botschaft gefragt.

Czerny: „Der Papst spricht davon, dass wir viele Anliegen teilen, wenn es um Flüchtlinge und Migranten geht, aber dass die Zeit gekommen ist, spezifischer zu werden, praktischer zu werden. Was kann jeder von uns als Mensch, als Christ und als Bürger tun?, das ist seine Frage. Die Botschaft will genau das rüberbringen.“

RV: Man kann den Eindruck bekommen, dass wir einiges aus der Botschaft auch aus dem Mund des Papstes schon gehört haben, ist das ein falscher Eindruck? Vertraut der Papst auf die Kraft der Wiederholung?

Czerny: „Ich glaube, dass es ihm gar nicht so sehr um Wiederholung geht, als vielmehr darum, eine Breite von ganz praktischen Antworten zusammen zu bringen. Das ist ermutigend, das gibt Motivation. Täglich sind wir erschütternden und uns verwirrenden Bilder und Botschaften ausgesetzt, wenn es um die Bewegung von Menschen geht. Da einen Bestand an Antworten bereit zu haben der zeigt das jeder von uns etwas tun kann, seien es Einzelne, seien es Organisationen, seien es Initiativen, Staaten, Zivilgesellschaften oder kirchliche Gruppen. Zu sehen, dass es konkrete Dinge gibt, die jeder tun kann, halte ich für sehr ermutigend.“

RV: Für Europa sieht die Krise, wie wir sie nennen, im Augenblick eher ruhig aus, Mittelmeerflüchtlinge werden abgefangen und zurück geschickt, die Balkanroute ist zu. Aus den Augen der Migranten und Flüchtlingen sieht das sicherlich anders aus, sei es nun bei uns in Europa, sei es in Lateinamerika mit Flüchtlingen aus Haiti oder Venezuela oder in Asien in Bangladesh und Indonesien. Wie kann man nun diese Perspektive der Menschen auf dem Weg in die eigene Perspektive integrieren?

Czerny: „Eine Möglichkeit, das zu erreichen, ist sich auf konkrete Menschen in konkreten Situationen zu konzentrieren. Was uns hier in Europa verwirrt hat sind die großen Zahlen und die Bilder von vielen Menschen auf dem Weg. In Realität aber machen sich Menschen aus ganz individuellen und familiären Gründen auf, jeder ist auf seinem eigenen, einzigartigen Weg. Wenn wir ihnen in ihrer Einzigartigkeit und Individualität begegnen, dann fällt viel von der Krise, wie wir sie sonst wahrnehmen, weg. Migration ist eine Tatsache in der Welt, sie war es immer und wird es zunehmend weiter sein. Ich denke, damit können wir sehr menschlich umgehen und so, dass alle Beteiligten etwas davon haben.“

RV: Sie sind einer der beiden Leiter der Sektion für Migration und Flüchtlinge im Vatikan, der Papst nennt diese Sektion ausdrücklich in der Botschaft, diese Sektion drücke seinen Willen aus, selber engagiert zu sein. Wie reflektiert die Botschaft die Arbeit, die Sie in der Sektion im Augenblick tun?

Czerny: „Ich denke, dass die Botschaft unsere Anstrengungen reflektiert, mit der Kirche auf der ganzen Welt in Kontakt und in einen Dialog zu treten. Es gibt so viele verschiedene Situationen und die Kirche ist auf so verschiedene Weise involviert, so dass ein solcher Dialog uns ermöglicht, die große Breite von Möglichkeiten und Lösungen zu verstehen. Das ist eine sehr praktische Form von Optimismus und Hoffnung: Wir sehen, dass man mit Großzügigkeit, Gelassenheit, einem sehr menschlichen Geist und Glauben auf all diese Dinge antworten kann. Das zieht sich auch durch die Botschaft und ihre vielen praktischen Punkte. Und wir hoffen natürlich, dass das auch die Arbeit unsere Sektion befruchtet.“

(rv 21.08.2017 ord)








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