2017-08-18 13:36:00

D: „Ruhegebet“-Autor wird 80


Er ist einer der erfolgreichsten geistlichen Autoren in Deutschland. An diesem Samstag wird Peter Dyckhoff  80 Jahre alt. Mit dem Erreichen eines solchen Alters werde einem bewusst, dass das Leben „endlich ist“. Dyckhoff ist Priester und promovierte in Theologie zum Thema „Gebet als Quelle des Lebens“. Wir haben den Autor gefragt, wer oder was ihm so geprägt, dass er so sicher sei, sich mit dem Ruhegebet auf die Unendlichkeit vorzubereiten.

„Sie sprechen da 46 Jahre meiner Erfahrung mit dem Ruhegebet an. Die zusammenzufassen und auf einen Nenner zu bringen, ist nicht ganz einfach; denn ich neige eher dazu, die Dinge mehr auszuführen und viel zu berichten und kommentieren. Ich möchte aber kurz sagen: Ich war damals in einer Sackgasse, durch den Tod meines Vaters und meinen Beruf. Ich habe seinen Beruf übernehmen müssen, um Arbeitsplätze zu sichern, war aber 10-12 Jahre todunglücklich und wusste nicht, wie es weiter ging. Ich konnte mit der Kirche, wie ich sie gelernt hatte, nichts anfangen. Sie konnte mir keine Antworten auf meine Labilität, auf meine Enttäuschung, auf meine Krankheit geben. Gerade durch das Ruhegebet, wo ich als erstes erfahren durfte, dass ich nichts leisten muss und niemand etwas von dir erwartet, da darfst du die Augen zu machen; du darfst wach bleiben, dich auf Gott ausrichten – das war für mich das Erlebnis meines Lebens. Das war gelebte Religiosität, die auf einmal lebendig wurde. Und das war vor 46 Jahren.“

Ein zweiter Berufsstart

Dyckhoff begann mit 40 Jahren zum zweiten Mal das Studium der Theologie an den Universitäten Münster, Innsbruck und Brixen, wo er 1981 zum Priester geweiht wurde. Als Gemeindepfarrer im Bistum Hildesheim baute er 1989 die bischöfliche Bildungsstätte „Haus Cassian“ in Rohdental im Weserbergland auf.  „Ich hatte die Möglichkeit, Priester zu werden. Ich bin in vielen Seminaren gewesen, habe selbst ein Bildungshaus geleitet, Haus Cassian, und mir immer gewünscht, dass ich mal die Gelegenheit habe, ohne nun nach Oberägypten ziehen zu müssen oder in die Himalayas, hier in Deutschland, möglichst auch in meiner Heimat Westfalen, einen kleinen Wohnbereich zu haben, der nicht gestört ist durch die vielen Störungen, die heute überall vorhanden sind und mit denen man schon leben muss. Wo Ruhe ist, wo die Natur einen umgibt, wo man ich fallen lassen kann, wo man dann eben das Ruhegebet noch auf ganz besondere Weise leben und entsprechend auch beschreiten kann.“

Johannes Cassian

Wer war eigentlich Johannes Cassian und was ist das Ruhegebet? Dazu Dyckhoff: „Ich selbst bin durch  meinen verehrten Beichtvater und Spiritual Johannes Bours, der damals im Priesterseminar von Münster Spiritual war, auf Cassian gestoßen. Er hatte mir eine Schrift von Cassian mitgegeben und als ich die Worte las, begannen sie in mir auf einmal, Licht zu werden, oder zu schwingen, oder mir gut zu tun. Dann habe ich etwas Ähnliches in einem Kurs erfahren und mit der Hilfe von Herrn Bours habe ich dann einen Kurs zur Einübung in das Ruhegebet gestartet. Das ist ja die zentrale Botschaft Cassians, einem Wüstenvater, der von 365 bis 435 gelebt hat, und weil er das Ruhegebet in Latein aufgeschrieben hat, es auch dem Westen zugänglich gemacht.

Die Hauptaussage Cassians ist: Gabe steht vor Aufgabe. Das heißt: Zuerst ist es wichtig, dass ich etwas empfange. Eine Botschaft, einen Auftrag, Gnade, einen Liebesimpuls, dass ich zu einem Empfangenden werde, der etwas von Gott geschenktes auch annehmen kann und aufnimmt. Dann wird diese Gabe in mir zur Aufgabe, das heißt: Ruhe und Aktivität. Bete und arbeite; das, was Benedikt ja in seiner Rede an besonderer Stelle gesetzt hat. Dieses bete und arbeite, dieses Alternieren von Ruhe und einem Sinn gebenden Tun, das ist wohl die Botschaft des Cassian. Das nicht durch übermäßiges Beten oder sich Hinsetzen du die Dinge geschehen lassen sogar krank wird, wie aber auch nicht durch übermäßige Aktivität. Das Beides im Lot ist. Und das ergibt dann ein glückliches oder auch sinnerfülltes, letztlich auch gnadenreiches Leben.“

Im Evangelium verankert

Seit über 30 Jahren ist Dyckhoff katholischer Priester in der Diözese Münster. Er fühle sich mit der Kirche stark verbunden. „Ich bin in der katholische Kirche tätig und lege auch großen Wert darauf, dass die cassianische Gebetsweise im Evangelium verankert ist und bei den kirchlichen Vätern bzw. bei den Wüstenvätern – und nicht, wie manchmal gesagt wird, ein Überschwang asiatischer Kulturen oder Religionen ist, die wir hier seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgenommen haben, selbstständig und eigenständig aus der katholischen Tradition kommt.“

(rv 18.08.2017 mg)








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