2017-08-10 11:54:00

Zentralafrika: Mindestens 60 Tote nach Unruhen


Trotz eines Waffenstillstands, der im Juni in Rom vereinbart wurde, gehen die Kämpfe in der Zentralafrikanischen Republik weiter. Mindestens 60 Menschen sind in den vergangenen Stunden getötet worden. Auch Papst Franziskus erinnerte bei der Generalaudienz am Mittwoch an den Konflikt in Zentralafrika. In Bangassou wurde die Kathedrale gestürmt, drei Mitarbeiter des Roten Kreuzes sowie ein Dutzend Leute wurden bei der Missionsstelle in Gambo getötet. Weitere Tote sind an der Grenze zum Tschad und Kamerun zu verzeichnen. Der Menschenrechtsbeauftragte der UNO, Stephen O´Brien, spricht von „Anzeichen eines Genozids“. Wir haben mit dem Karmelitermissionar Aurelio Gazzera gesprochen, der seit über 25 Jahren in der Zentralafrikanischen Republik lebt.

„In einem Land, das zu 75 Prozent unter keiner staatlichen Kontrolle steht oder von den UN-Blauhelmen kontrolliert wird, ist die Lage einfach nur chaotisch. Da ist es sogar schwer zu sagen, wer nun hinter den Angriffen steckt“, so Pater Gazzera.

Es gebe derzeit einen komplizierten Machtkampf zwischen verschiedenen Gruppen. Etliche Banden von ehemaligen Seleka-Kämpfern, die 2013 an der Macht waren, treiben ihr Unwesen. Diese kämen aus dem Osten des Landes, so Gazzera. Doch auch unter ihnen herrschten Streit und interne Kämpfe. Ein weiterer Akteur in dieser unübersichtlichen Gemengelage: die Anti-Balaka-Gruppe, die von ehemaligen Ministern gestützt würde. Doch auch deren Kämpfer seien untereinander zerstritten.

Es gibt aber auch positive Nachrichten aus dem Land, so der italienische Missionar: „Nach dem Besuch von Papst Franziskus 2015 entwickelt sich vor allem eine gewisse Sicherheit und Ruhe in der Hauptstadt Bangui. Dass es so ist, lässt die Regierung und auch die internationale Staatengemeinschaft ruhig schlafen. Doch niemand interessiert sich wirklich dafür, was außerhalb der Hauptstadt passiert.“

Die Waffenruhe, die von der katholischen Basisgemeinschaft Sant´Egidio vermittelt wurde und im Juni in Rom unterzeichnet wurde, hat also noch keine nennenswerten Früchte getragen, gibt der Missionar unumwunden zu. Das läge vor allem an jenen, die diesen Vertrag unterzeichnet hätten. Einerseits hielten sie sich selber nicht daran und andererseits stellt sich die Frage, ob sie überhaupt die Konfliktparteien repräsentieren.

(rv 10.08.2017 mg)








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