2017-07-24 10:40:00

USA: Bischof drängt auf neue Einwanderungsgesetze


Zu einer umfassenden Reform der Einwanderungsgesetze in den USA hat Bischof Mark Seitz von El Paso aufgerufen. In einem langen Hirtenbrief, der dieser Tage veröffentlicht wurde, spricht sich der an der Grenzregion zu Mexiko wirkende Kirchenmann für eine kontrollierte Einwanderung von Arbeitskräften in die USA und Solidarität gegenüber Schutzsuchenden aus.

Mauern zu bauen, Grenzen zu militarisieren und Menschen abzuschieben kann Einwanderung langfristig keinen Riegel vorschieben, stellt Bischof Seitz im Interview mit Radio Vatikan grundsätzlich klar. Die Vorstellung, man könne Migrationsbewegungen durch solche Maßnahmen unterbinden, sei schlichtweg „unrealistisch“, erteilt der Migrantenbischof der aktuellen Abschottungspolitik der USA unter Präsident Donald Trump eine klare Absage:

„Man kann nicht immer sagen kann, wir reformieren die Einwanderungsgesetze nicht solange Personen ohne Papiere die Grenze übertreten. Das ist komplett unrealistisch! So was hätte man selbst bei der Berliner Mauer nicht sagen können. Grenzen sind Orte, die Menschen passieren, und wenn man den Migrationsfluss wirklich beeinflussen will, sollte man sich die Gründe für Migration ansehen: Menschen verlassen ihr Zuhause nicht weil sie es wollen, sondern weil sie es müssen.“

Die USA selbst tragen zu den Ursachen der Abwanderung aus Lateinamerika bei, erinnert Bischof Seitz in seinem Hirtenbrief. Er spricht dort von einer „unfairen Handelspolitik“ und verweist auf die Nachfrage nach Drogen, die aus dem Süden in die USA geschmuggelt werden. So greift es für den Bischof auch zu kurz, bei allen Problemen im Kontext der Einwanderung – illegale Einreisen, Drogen- und Menschenhandel, Kriminalität – allein auf die südlichen Nachbarländer der USA zu zeigen.

Neben der Verpflichtung zur Solidarität gegenüber Schutzsuchenden verweist der Bischof weiter auf das Potential der Einwanderung, das sich auch wirtschaftlich niederschlägt. Ausländische Arbeitskräfte in unterschiedlichen Sektoren tragen zur US-Wirtschaftskraft bei, zudem hängen Millionen von US-Arbeitsplätzen direkt mit dem Handel über die Grenze zusammen. Bei seinen Plänen zur Regulierung der legalen Einwanderung zielt US-Präsident Trump auf die Aufnahme höher qualifizierter Arbeitskräfte; Einwanderer, die über Familienzusammenführung ins Land kommen, wertet der Präsident als wirtschaftlich nicht hilfreich für die USA. Bischof Seitzt sieht hingegen eine kontrollierte Einwanderung grundsätzlich als Chance:

„Wir müssen auch die Einwanderung von Menschen erlauben, die wir brauchen - sowohl Fachkräfte als auch ungelernte Kräfte. Leider haben unsere Gesetze auf diese Situationen lange Zeit nicht geantwortet. Sie entstanden vor der Globalisierung, die heute Teil unseres Lebens ist, lange vor den aktuellen Bedürfnissen heute in Zentralamerika und Mexiko.“

Im Interview mit Radio Vatikan wendet sich Bischof Seitz gegen das negative Bild, das die Trump-Administration von den Einwanderern zeichnet. In den Grenzregionen herrsche nicht durchweg „Chaos und Gewalt“, wie häufig behauptet werde, führt der Bischof von El Paso am Beispiel seiner Stadt aus: diese sei lange Zeit sogar als „sicherste Stadt ihrer Größe in den USA“ gelistet worden, obwohl hier bisweilen 1.00 Menschen pro Woche die Grenze passiert hätten.

„Die Wahrheit ist, dass dies hier kein Chaos herrscht, unsere Stadt ist ein Ort, wo die Menschen harmonisch mit Migranten zusammenleben. Wir sind eng mit unseren Nachbarn jenseits der Grenze verbunden, so haben viele unserer Familien Verwandte auf der anderen Seite. Auch unsere Wirtschaft ist verknüpft und voneinander abhängig. Wir sind Freunde - das Narrativ des Chaos passt also einfach nicht.“

(rv 24.07.2017 pr)








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