2017-07-24 14:44:00

Heiliges Land: Friedensappell jetzt umsetzen


Hoffnungen auf Dialog und eine Abwendung weiterer Gewalt am Tempelberg sind nach dem Papst-Appell von diesem Sonntag im Heiligen Land wach geworden. „Wir haben die Hoffnung, dass auch die politischen Führer zuhören und etwas in diese Richtung bewirken können“, sagte an diesem Montag gegenüber Radio Vatikan Pater David Neuhaus aus Jerusalem. Freilich müsse der Papstaufruf zur Mäßigung vom Sonntag jetzt auch in konkrete Handlungen übersetzt werden, ergänzte der Patriarchalvikar für die hebräisch-sprechenden Katholiken im Lateinischen Patriarchat: „Wir befinden uns erneut in einem Kreislauf sehr schlimmer Gewalt“, brachte der Jesuit die explosive Lage auf den Punkt.

Nach der Ankündigung der israelischen Autoritäten, Metalldetektoren am Tempelberg zu installieren, war es am Sonntagabend nahe der israelischen Botschaft in der jordanischen Hauptstadt Amman zu einem Zwischenfall gekommen. Ein israelischer Wachmann wurde bei einem Messerangriff leicht verletzt. Er hatte einen jordanischen Angreifer erschossen, wie israelische Medien berichteten. Ein zweiter Jordanier erlag später seinen Schusswunden. Auch wenn über die Hintergründe der Tat zunächst nichts bekannt wurde, sorgte der Zwischenfall für diplomatische Verstimmungen: Die von Israel angeordnete Evakuierung des Botschaftspersonals wurde von Jordanien abgelehnt. Israel wehrt sich umgekehrt gegen eine Befragung des Wachmanns durch jordanische Behörden und verweist auf dessen diplomatische Immunität.

Auch wenn beim Zwischenfall von Amman bislang kein direkter Zusammenhang zu den Zusammenstößen am Tempelberg hergestellt werden konnte, deutet die internationale Presse den Zwischenfall von Amman durchaus vor Hintergrund des wachsenden Unmutes, der mit den Absperrungen zur Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg einhergeht. Dazu Pater Neuhaus: 

„Wenn man eine der muslimischen Welt so heilige Sache anfasst wie die Al-Aqsa-Moschee, betrifft dies alle Muslime. Ich glaube, dass es in der ganzen Welt diese Sorge gibt, diese Wut: und wir müssen dafür sensibel sein! Die gesamte arabische Welt schaut mit großer Sorge auf die Vorgänge in Jerusalem, denn Jerusalem ist allen heilig.“ Deshalb hätten die Religionsführer des Heiligen Landes auch den jordanischen König Abdullah II. darum gebeten, „seinen Einfluss dafür zu benutzen, etwas Mäßigung in die Sache zu bringen und die Lage zu beruhigen“, so Neuhaus.

Am Freitag hatten tausende Jordanier in Amman gegen die von Israel an den Zugängen zum Jerusalemer Tempelberg errichteten Metalldetektoren demonstriert. Der geltende Status quo sieht seit einem israelisch-jordanischen Friedensabkommen von 1994 vor, dass die Aufsicht über die Heilige Stätte in den Händen der islamischen Wakf-Behörde mit Jordanien als Verwalter liegt.

Die Kirche habe in der aktuellen Spannungslage eine „sehr wichtige Rolle“, so Patriarchalvikar Neuhaus im Interview mit Radio Vatikan weiter. Ob in Rom oder im Heiligen Land: sie müsse jetzt zeigen, dass es um Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung gehen müsse, unterstrich der Geistliche. Die Kirche im Heiligen Land habe mit dieser Botschaft eine besondere Vermittlerrolle in dem Konflikt zwischen palästinensischer und israelischer Seite inne.

Die erneuten Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften in Ostjerusalem und im Westjordanland forderten auch am Samstag weitere Opfer. Ein Palästinenser starb laut Medienberichten in der Westbankstadt Al-Azaria an Schusswunden, mehrere Palästinenser und ein israelischer Soldat sowie ein Polizist wurden verletzt. Für diesen Montag setzte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Dringlichkeitssitzung an, um eine weitere Eskalation der Lage zu verhindern.

(rv/kna 24.07.2017 pr)








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