2017-07-22 08:50:00

Sant'Egidio: „Eine starke Botschaft für den Frieden"


Es soll das wichtigste Event für den Frieden in diesem Jahr werden. Das wünscht sich Marco Impagliazzo, Präsident der Gemeinschaft Sant’Egidio, für das diesjährige Friedenstreffen in Münster und Osnabrück vom 10.-12.September. Am Freitag wurden in Rom die Teilnehmer bekannt gegeben: Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel haben sich auch der Großscheich Ahmed Al-Tayyeb von der Al-Azhar-Universität in Kairo und der Präsident von Niger, Mahamoudou Issoufou, angekündigt. Niger ist ein Haupttransitland für Flüchtlinge und gilt als strategisch wichtiger Knotenpunkt für die Bekämpfung des Terrors. Auch der Präsident des europäischen Parlaments Antonio Tajani, der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien Johannes X., der Großrabbiner von Israel Moshe Dagan und viele weitere Vertreter von Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus und anderen asiatischen Religionen werden vor Ort sein. Im Gebet und in der Diskussion suchen sie nach „Wegen des Friedens“, so das Motto des Treffens. Marco Impagliazzo:

„Wir gehen ins Herz Europas, nach Westfalen, wo wir in den Diözesen Münster und Osnabrück empfangen werden, um dort einen Friedensdiskurs wieder anzustoßen, ausgehend natürlich vom Zeugnis der Religionen - aller Weltreligionen. Diese haben heute eine besondere Verantwortung, in einer Welt, in der die Konflikte sich verschärfen und die Gewalt und natürlich die Angst vor dem Terrorismus sich ausbreiten. Und daher glauben wir, dass wir Alle an ihre Verantwortung erinnern müssen, sich mit dem Thema des Friedens zu beschäftigen, den die Welt heute so dringend braucht. Und das tun wir vom Herzen Europas, mit den Religionen, mit Politikern und Kulturvertretern und mit vielen europäischen Bürgern, denn es haben sich schon einige Tausend für den Kongress angemeldet.“

Gastgeber Münster und Osnabrück bereiten sich vor

In Münster und Osnabrück bereitet man sich schon seit langem auf das Großereignis vor. „Es gibt ein Rahmenprogramm, bei dem wir das Thema schon im Voraus aus zahlreichen Perspektiven beleuchten“, erklärt Fabian Sandkühler, der im Bistum Osnabrück für die Organisation des Treffens zuständig ist, im Gespräch mit Radio Vatikan. Es solle nicht bei einem Einzelevent bleiben, sondern auch ein nachhaltiger Impuls für Friedensarbeit ins Bistum gesandt werden.

„Was ich mir inhaltlich wünsche, wäre, dass die Welt sich zwar nicht auf einen Schlag ändert, dass aber durchaus auch in Münster und Osnabrück wieder Kontakte, Netzwerke entstehen, Gespräche geführt werden, von denen man vielleicht auch gar nicht so viel mitbekommt, und die dann eben langfristig zu mehr Dialog, zu mehr Offenheit, und dadurch eben auch zu mehr Frieden in der Welt beitragen können.“

„Ein Beitrag zu mehr Frieden in der Welt“

Das Treffen nach Westfalen zu holen, sei auch den Bischöfen Felix Genn und Franz-Josef Bode ein großes Anliegen gewesen. Seit langem unterhalten sie freundschaftliche Beziehungen mit der Gemeinschaft Sant’Egidio. Sandkühler erklärt, warum Münster und Osnabrück auch wegen ihrer Geschichte einen idealen Schauplatz für das Friedenstreffen darstellen:

„Ich denke, das sieht man gut auch am Motto des Treffens, das ja ,Wege des Friedens´ lautet. Damit ist sicherlich auch angespielt auf den Weg des Westfälischen Friedens zwischen Münster und Osnabrück; und wenn man sich diesen Friedensschluss von 1648 ansieht, dann wird eigentlich deutlich, dass damals ein ganz konkreter Weg des Friedens heraus aus einem langen, brutalen Krieg, dem Dreißigjährigen Krieg, gefunden wurde. Nach diesem Vorbild soll eben auch beim diesjährigen Friedenstreffen hier in Münster und Osnabrück wieder nach ganz konkreten Wegen des Friedens für heutige Konflikte gesucht werden. Das könnte dann ein neuer Impuls für den Frieden aus Münster und Osnabrück für die Welt sein.“

Zahlreiche Podien zu brennenden Fragen unserer Zeit

Um aktuelle Konflikte, Kriege, Missstände geht es in zahlreichen Podien. Die Redner diskutieren über Gewaltlosigkeit, Entwaffnung, Armutsbekämpfung, Migration, soziale Gerechtigkeit und Umwelt. Ein Fokus liegt in diesem Jahr auf den Ländern Irak, Syrien und Tunesien. „Wir werden eine starke Botschaft gegen Konflikte, Spaltungen und Mauern aussenden, um Ländern und Kontinenten in der Krise eine Seele wiederzugeben“, kündigt Impagliazzo an. Er betont, dass dies im interreligiösen Dialog geschehen muss: „Die Religionen verstärken Emotionen und können auch manipulieren. Aber richtig interpretiert sind sie das Gegenteil von Rassismus, weil sie nicht eine Ethnie, Rasse oder Klasse in den Mittelpunkt stellen, sondern für Gleichberechtigung kämpfen.“ Für Impagliazzo ist ganz klar, wie das Treffen einen praktischen Beitrag für den Frieden leisten kann:

„Aber natürlich im Gebet! Das Treffen von Münster-Osnabrück, wie alle Treffen im Geist von Assisi, ist vor allem ein Treffen des Gebets für den Frieden. Wir müssen uns immer daran erinnern, dass an der Wurzel des Friedens das Gebet steht. Zumindest für uns, die daran glauben, die Vertreter der religiösen Welt. Und dann ist da der Moment des Zuhörens. Wir müssen die Personen und Völker zuhören, die aus diesen Situationen des Leids kommen. Nicht nur selbstbezogen sein, sondern den Blick heben und auf so viele Leidsituationen sehen, die wir vielleicht nur aus der Ferne und oberflächlich kennen. Denn nur durch das Kennenlernen und Zuhören können wir Lösungen finden. Es ist ein Moment des intensiven Zuhörens.“

 

(rv 22.07.2017 jm)








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