2017-07-17 14:02:00

Gedenken an Nelson Mandela: „Der freundliche Gigant“


Nelson Mandela trat zeitlebens unermüdlich und unter großen persönlichen Opfern für die Menschenrechte ein. Am 18. Juli, seinem Geburtstag, gedenken die Vereinten Nationen seit 2009 des Kämpfers gegen die Rassentrennung in seiner Heimat Südafrika, ein Kampf, der ihm jahrzehntelange Verfolgung eingebracht hatte - und der letztlich zur Überwindung des Apartheids-Systems führte. George Johannes ist der Botschafter Südafrikas beim Heiligen Stuhl. Im Gespräch mit Radio Vatikan erinnert er sich an den Menschenrechtler, mit dem er selbst im Exil zusammenarbeitete und mit dem er ab 1994 zusammen in der Regierung saß.

„Ich habe persönlich viel von ihm gelernt. Wir sind einmal von London nach Brighton gefahren, zu einer Konferenz der Labour Party. Und unterwegs dachte ich, jetzt, wo ich ihn vor mir habe, werde ich ihm alle Frage stellen können, die ich ihm je stellen wollte. Und eine meine ersten Fragen war, wie er sich fühlte, als die Apartheid-Regierung auf ihn zukam und ihn bat, den Kampf aufzugeben. Er dachte kurz nach und sagte dann: ,Nun, mein Kopf sagte, ich sollte mich nicht mit ihnen anlegen, denn sie haben so viel Unheil angerichtet. Aber mein Herz sagte, wenn ich das nicht tun würde, dann wäre Südafrika in Gefahr, vollständig durch Angst, Hass und all die Dinge verbrannt zu werden, die wir nicht für unser Land wünschen. Also habe ich mich dazu entschieden, mich hinzusetzen, ihnen in die Augen zu sehen und mit ihnen zu sprechen.´“

Mandelas Hände, so berichtet der Botschafter, hätten deutliche Spuren seiner langen Jahre auf Robben Island getragen, wo er zur Zwangsarbeit gezwungen worden war. Doch Mandela habe dazu nur gesagt: „Das sind die Hände, die mich am Leben erhalten haben." Er sei in Frieden mit sich selbst gewesen, denn er habe gewusst, dass er nicht für Gewalttaten und Unrecht verantwortlich sei. Trotz der Leiden, die er durchgemacht habe, sei er stets höflich und zuvorkommend geblieben. Der Botschafter erzählt eine Anekdote von einer gemeinsamen Liftfahrt:

„Als er in den Lift trat, waren die Menschen total geschockt, dass Nelson Mandela mit ihnen fuhr. Und sie waren komplett versteinert. Und ich erinnere mich an eine Frau, die aus dem Lift gesprungen ist, noch vor uns anderen, und ihren Mann gerufen hat, er solle sofort kommen, hier sei Mandela! Und Mandela wartete und hat zu ihr gesagt: ,Wo ist ihr Mann, ich würde ihn gerne kennenlernen!´ Es gab so viele kleine Gesten von ihm, die zeigten, dass er ein wirklich freundlicher und zuvorkommender Mann war - ich nannte ihn immer nur: der freundliche Gigant.“ 

(rv 17.07.2017 cs)








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