2017-07-07 11:34:00

Papst und Politik: Den Vatikan darf man nicht ignorieren


Der Vatikan – obwohl eher klein – ist ein einflussreicher Ort, den die Politik nicht ignorieren kann: George Johannes ist der neue Botschafter der Republik Südafrika beim Heiligen Stuhl, seine erste Entscheidung war, das Amt vom Amt des Botschafters in der Schweiz zu trennen. Statt wie bisher in Bern wohnt der Botschafter also nun in Rom. Johannes selber ist nicht irgendwer, er war im ANC gegen die Apartheid aktiv und gehörte der Regierung Nelson Mandelas an. Dementsprechend ist auch durch die Personalauswahl die Position aufgewertet.

Und der Grund dafür ist Papst Franziskus. Was Kontakt mit Regierungen und auch Nichtregierungsorganisationen angeht, sei der Vatikan schlicht nicht zu überbieten, so der Botschafter im Interview mit Radio Vatikan. Und auch die Persönlichkeit des Papstes habe bei der Entscheidung, das Amt des Botschafters beim Heiligen Stuhl neu zu definieren, eine Rolle gespielt.

Jeden Tag auf den Knien?

Er sei scherzhaft zu Hause gefragt worden, ob es die Aufgabe eines Botschafters im Vatikan sei, jeden Tag in die Kirche zu gehen. „Meine Antwort war, dass ich gar keine Zeit haben werde, dauernd auf den Knien zu sein, da ist so viel Arbeit zu erledigen.“ So sei er etwa an einem Friedensabkommen in der Zentralafrikanischen Republik beteiligt gewesen, das hier in Rom abgeschlossen wurde. „Außerdem habe ich bereits die meisten der Kardinäle und Bischöfe getroffen, welche die Päpstlichen Räte leiten, um zu sehen, was wir gemeinsam an sozialen Problemen angehen können und wie wir das tun können. Mein Amt hier ist die klare Aussage, dass Südafrika auf der Seite von Moral und Menschlichkeit steht, auf der Seite von all den Dingen, die alle für die Welt wollen.“

Das bleibt aber nicht abstrakt, der Botschafter hat sehr konkrete Vorstellungen von dem, die er erreichen will. Es geht ihm um genau fünf Punkte. Erstens wolle er den Vatikan in die internationalen Beratungen wie die G20, G7 und so weiter einbeziehen. „Die zweite Sache, die ich angehen möchte, ist die Zusammenarbeit bei der Abschaffung der Armut in der Welt. Nicht nur die Linderung, sondern die Abschaffung, so dass wir eine gerechte Gesellschaft in unserem Land aufbauen können, die auch Wirkung hat auf andere Teile Afrikas und der Welt.“

Abschaffung der Armut

Drittens geht es ihm um Kinder und Frauen, vor allem unter der Perspektive von Menschenhandel, von dem es in Afrika zu viel gebe. „Viertens geht es mir um die Dinge, welche den ganzen Planeten angehen, um die Umwelt, um Seerecht, um Ausbeutung von Rohstoffen durch nur wenige und um die Ausbeutung der Menschen bei deren Abbau, und was man dagegen tun kann.“

Das fünfte Anliegen ist dann ein kirchliches: Er will die Möglichkeit eines ersten südafrikanischen Heiligen ausloten. Benedikt Daswa war 1990 ermordet worden, weil er Unwetter zu natürlichen Phänomenen erklärt hatte, sein katholischer Glaube erlaube keine Beteiligung an Hexerei. 2015 wurde er als Märtyrer selig gesprochen. „Wir hoffen darauf, dass der Papst nach Südafrika kommt und ihn dort heilig spricht. Daran arbeite ich gerade.“

(rv 07.07.2017 ord)








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