2017-07-01 10:00:00

Vatikan: Raffael-Werke dank Restaurierung wiederentdeckt


Für die Freundschaft und die Gerechtigkeit schwang Raffael höchstpersönlich den Pinsel: Die beiden weiblichen allegorischen Figuren, die den „Saal des Konstantin“ in den Vatikanischen Museen schmücken, konnten im Rahmen von Restaurierungsarbeiten jetzt zweifelsfrei dem Renaissance-Künstler zugeordnet werden. Das berichtet das „Vatican Magazine“ des Vatikanfernsehens CTV in seiner aktuellen Ausgabe, die bereits ab diesem Freitagnachmittag auf der Internetseite des Fernsehsenders www.ctv.va einsichtig ist.

Im Zuge der Restaurierung sei bei der Analyse der Wandmalerei die Handschrift des Jahrhundertkünstlers zutage getreten, erzählt Restaurator Fabio Piacentini, seit März 2015 mit den Arbeiten betraut, in der Fernsehsendung:

„Wir haben es hier mit einer Ölfarben-Wandmalerei zu tun, einer wirklich besonderen Technik. Nach den ersten Reinigungsversuchen und der Abnahme aller Substanzen, die sich im Laufe der Jahrhunderte während vergangener Restaurierungsarbeiten angelagert hatten, wurden die Kostbarkeit der Malerei und der typische Malstil des Meisters sichtbar. Die verwendete Technik ist diejenige, die Raffael (ursprünglich, Anm.) für die Ausgestaltung des gesamten Saales entwickelt hatte: Auf die Mauer trug er eine ausreichend dicke Schicht eines Naturharzes auf, der auch unter dem Begriff ,Pece Greca‘ bekannt ist, und darauf malte er dann wie auf einem Leinen oder einer Tafel.“

Der wissenschaftliche Direktor der Vatikanischen Museen, Arnold Nesselrath, sieht mit den neuen Erkenntnissen historische Berichte zur Ausgestaltung des „Saals des Konstantins“ bestätigt. Den Angaben zufolge hat Raffael die beiden Figuren kurz vor seinem Tod im Zeitraum 1519 und 1520 gemalt, bevor er die Vervollständigung der durch ihn entworfenen Raumgestaltung seinen Schülern überließ. Dazu Nesselrath:

„Man wusste aus den historischen Quellen des 16. Jahrhunderts, dass Raffael noch zwei Figuren in diesem Saal gemalt hatte. Wir wussten, dass er vor seinem Tod in diesem Saal noch zwei Mal diese Öltechnik ausprobierte. Die beiden (jetzt in Restauration befindlichen, Anm.) Figuren sind in der Tat mit Öl gemalt, wie die Quellen berichten, und sind im Vergleich zu ihrem Umfeld von einer sehr viel höheren Qualität. Raffael war ein großer Abenteurer in der Malerei; er versuchte immer etwas Neues. Wenn er verstand, wie eine Sache funktionierte, suchte er die nächste Herausforderung. Und so entschied er, als er zum größten Raum der päpstlichen Gemächer kam, diesen Saal mit Öl auszumalen. Er kam nur noch dazu, zwei Figuren dort zu malen, die Schüler machten dann mit der traditionellen Technik weiter – so stachen zwei Figuren hervor, die die Handschrift des Meisters tragen.“

Der Fernsehbericht des Vatikanfernsehens zu den laufenden Arbeiten im „Saal des Konstantin“ zeigt Bilder der frisch restaurierten allegorischen Figur der Freundschaft und Ansichten der grundgereinigten Figur der Gerechtigkeit. Der Name des für Empfänge und offizielle Zeremonien bestimmten Saales rührt vom römischen Kaiser Konstantin (306-337 n. Chr.), der als Erster die christliche Religion offiziell anerkannte und den Christen Freiheit in der Ausübung ihres Kults zugestand. An den Wänden sind vier Episoden aus dem Leben des Kaisers dargestellt, die den Sieg über das Heidentum und den Triumph der christlichen Religion belegen: die Erscheinung des Kreuzes, die Schlacht an der Milvischen Brücke, die Taufe Konstantins und die legendäre Schenkung Roms. Die allegorischen Figuren flankieren die Figuren großer Päpste und vervollständigen die Dekoration des Raumes. 

(rv/ctv 30.06.2017 pr)








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