2017-06-22 13:29:00

Frühmesse: Wenn Kinder den Finger in die Steckdose stecken


Gute Hirten müssen leidenschaftlich sein – und sie müssen auch den Mut haben, das Böse beim Namen zu nennen. Das forderte Papst Franziskus an diesem Donnerstag bei seiner Frühmesse im Vatikan. Sein Vorbild für den Hirten gab in seiner Predigt der Apostel Paulus ab; aus dessen sogenannter Narrenrede im Zweiten Korintherbrief spreche die Leidenschaft des Hirten, der seine Schafe nicht im Stich lässt.

„Das ist das, was wir apostolischen Eifer nennen“, sagte der Papst: „Man kann kein echter Hirte sein, wenn in einem drin nicht dieses Feuer brennt.“ Allerdings, ein bisschen mehr braucht es schon noch: Unterscheidungsvermögen, vor allem. „Er weiß, dass es im Leben auch Verführung gibt. Der Vater der Lüge ist ein Verführer – der Hirte nicht. Der Hirte liebt; die Schlange hingegen, der Vater der Lüge, ist ein Verführer. Ein Verführer, weil er einen von der Treue wegzulocken versucht... So oft finden wir in der Heilsgeschichte, in der Heiligen Schrift dieses sich-Entfernen von Gott, die Untreue gegenüber dem Herrn, den Götzendienst, als ob es sich da um eheliche Untreue handeln würde.“

Bisher ging es um zwei Eigenschaften des Hirten: um den apostolischen Eifer und um sein Unterscheidungsvermögen. Franziskus machte aber noch eine dritte aus: „die Fähigkeit zur Anklage“. „Ein Apostel kann nicht naiv sein: Ach, alles ist schön, wir kommen vorwärts, alles ist schön... feiern wir ein Fest zusammen... Nein, da ist die Treue zum einzigen Bräutigam, zu Jesus Christus, die verteidigt werden muss! Und er weiß zu verurteilen: Diese Konkretheit, dieses Neinsagen – wie die Eltern, wenn das Kind anfängt zu krabbeln und den Finger in die Steckdose stecken will: Nein, das nicht! Das ist gefährlich! Wo ich gerade daran denke – wie oft haben wir meine Eltern und Großeltern gesagt: Nicht anfassen!, in solchen Momenten, wo es eine Gefahr gab...“

Dann kam Franziskus auf seinen Besuch an den Gräbern zweier italienischer Geistlicher zu sprechen: Am Dienstag hatte er einen Ausflug nach Nord- und Mittelitalien unternommen, um an den Gräbern dieser sozial engagierten Pfarrer zu beten. Einer der beiden, Don Milani, habe seinen Schülern ein Motto vermittelt: I care. „Was das bedeutet, hat man mir erklärt: Es bedeutet „Mir liegt etwas daran, ich kümmere mich darum“. Er brachte seinen Schülern also bei, dass man die Dinge ernstnehmen muss – gegen das vorherrschende Motto seiner Zeit, das lautete „Was geht das mich an?“ Und so brachte er den jungen Leuten bei, wie sie vorankommen konnten. Nimm die Dinge ernst, kümmere dich – um dein Leben.“

(rv 22.06.2017 sk)








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