2017-06-18 10:41:00

Papstreise: Besuch bei zwei prophetischen Stimmen


Wenn der Papst unterwegs ist, schafft das in der Regel eine Menge Aufmerksamkeit. In der Regel. Bei den beiden Reisezielen Bozzolo und Barbiana, zu denen der Papst zu einer Eintagesreise am 20. Juni aufbricht, ist das nicht so, das kennt außerhalb von Italien, vielleicht sogar außerhalb kirchlich sozialisierter Italiener, kaum jemand.

Der Papst wird die Gräber von zwei italienischen Priestern besuchen, Primo Mazzolari, gestorben 1959 und begraben in Bozzolo, und Lorenzo Milani, gestorben 1967 und beerdigt in Barbiana. Warum aber zu diesen beiden Priestern? Was ist ihre Bedeutung? Warum bekommen diese beiden und die Gemeinden dort einen Papstbesuch?

Katholischer Aufbruch nach dem Krieg

Giancarlo Maria Bregantini ist Bischof von Campobasso-Bojano und Experte für die Aufbruchbewegung in der italienischen Pastoral, für welche die beiden Priester stehen. „Es ist ein Wiederentdecken und auch eine gemeinsame Wiedergutmachung, beide sind von der offiziellen Kirche verletzt worden, beide sind heute rehabilitiert, werden neu aufgenommen und gelesen,“ erklärt der Bischof. „Aber vor allem ist es der Stil von Papst Franziskus, der das Zeugnis der beiden noch einmal stark werden lässt.“ Es scheine, als ob über die Zeiten hinweg die beiden Priester und der Papst sich gegenseitig befruchteten. Zeugnis dafür legt auch die Videobotschaft ab, die der Papst anlässlich der Vorstellung der gesammelten Werke Don Milanis bei der Mailänder Buchmesse im April diesen Jahres aufgezeichnet hatte

Don Milani etwa habe in seiner pädagogischen Arbeit immer großen Wert darauf gelegt, dass Lehrer sein sich nicht in „was muss ich tun?” erschöpfe, sondern in der Frage „wer muss ich sein?“. „Er hat den Akzent vom Tun auf das Sein gelegt“, nennt es der Bischof. Und wie Don Milani zu den Lehrern gesprochen habe, habe es Don Mazzolari zu den Priestern getan, hier begegneten sich die beiden.

Sein, nicht Tun

Beide Priester gelten in Italien unter Katholiken als prophetisch. Primo Mazzolari sprach zum Beispiel schon lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil vom Dialog mit den Fernstehenden, von der Unterscheidung zwischen Sünder und Sünde oder der Religionsfreiheit und dem Pluralismus. In einer Streitschrift wandte er sich gegen die kirchliche Lehre vom so genannten „gerechten Krieg“, was ihm in der Kirche seines Landes nicht nur Freunde machte.

Wie Mazzolari auch war Lorenzo Milani in der italienischen Kirche lange umstritten, bevor seine Bedeutung erkannt wurde. Er hatte sich immer für einen Katholizismus eingesetzt, der auch sozial aktiv ist und und bei den Armen ist. Pädagogisch interessiert, errichtete er in einem Dorf in der Nähe von Florenz, in das er von seinem Bischof strafversetzt worden war, eine Schule, die sich nach neuen pädagogischen Methoden ausrichtete.

 

(rv 18.06.2017 ord)








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