2017-06-14 11:29:00

Israel/Palästina: Gaza ist größtes Freiluft-Gefängnis der Welt


Der Gaza-Streifen ist das größte Freiluft-Gefängnis der Welt. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der ehemalige Leiter von Caritas-Jerusalem, Pater Raed Abushalia. Doch es kommt noch dicker:  Das Sicherheitskabinett von Ministerpräsident Netanjahu hat am Sonntag beschlossen, die Stromversorgung nach Gaza weiter zu reduzieren. Der Grund: Palästinenserpräsident Abbas habe selbst darum gebeten, um der mit seiner Fatah-Partei konkurrierenden Hamas das Wasser abzugraben, ließen israelische Medien verlauten. Auch Stromkosten aus Israel sollen demnach von der Autonomiebehörde nicht mehr bezahlt werden. Davon betroffen sind rund zwei Millionen Menschen in Gaza. Diese haben seit Monaten sowieso nur vier Stunden Elektrizität pro Tag zur Verfügung.

Pater Abushalia ruft die israelische Regierung auf, keinen Keil zwischen Gaza und das Westjordanland zu treiben. Ihm sei bewusst, dass die Palästinenser ebenfalls für diese schwierige Lage verantwortlich seien, solange sie Israel mit Gewalt bedrohten.

„Seit 2006 leben die Menschen in Gaza geschlossen innerhalb des Streifens, der 360 Quadratkilometer groß ist. Das ist das größte Gefängnis im Freien auf der Welt! Seit elf Jahren haben sie eine eingeschränkte Stromlieferung. Man darf nicht vergessen, dass es im Sommer sehr heiß ist! Hier ohne Strom zu leben ist unvorstellbar. … Wer darunter leidet, ist wie immer die Zivilbevölkerung, denn mit dieser Maßnahme wird auch die gesamte medizinische Versorgung in Schwierigkeiten gebracht.“

Bereits ohne eine zusätzliche Verringerung der Stromversorgung kommt es in Gaza immer wieder zu Stromausfällen. Seit das einzige Kraftwerk im Gazastreifen vor zwei Monaten aufgrund von Treibstoffmangel seinen Betrieb einstellen musste, steht statt bislang acht Stunden nur mehr vier Stunden lang Strom zur Verfügung. 80 Prozent der Menschen in dem Gebiet lebt nach UNO-Angaben unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit betrifft fast jede zweite arbeitsfähige Person. Auf der anderen Seite wächst die Bevölkerungszahl weiter: jedes Jahr kommen in Gaza 55.000 Kinder auf die Welt.

„Unter den zwei Millionen Menschen in Gaza ist die Präsenz der Christen sehr gering. Vor dem Krieg von 2014 lebten hier 1.300 Christen, jetzt sind es knapp tausend. Es gibt Orthodoxe, aber auch Katholiken. Die Christen sind vor allem im sozialen und wirtschaftlichen Bereich sehr prägend. Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreibt sechs Schulen und die Caritas unterhält eine ärztliche Einrichtung. Ohne die christliche Präsenz und Unterstützung von internationalen Hilfsorganisationen wäre die Lage noch dramatischer.“

(rv 14.06.2017 mg)








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