2017-06-07 13:30:00

Venezuela: „Regime will Papst gegen Bischöfe ausspielen"


Venezuelas Regime versucht den Papst gegen die Bischöfe auszuspielen. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Erzbischof von Caracas, Kardinal Jorge Urosa Savino, unmittelbar vor dem Krisentreffen venezolanischer Bischöfe mit Papst Franziskus, das am Donnerstag im Vatikan stattfinden soll. Der Kardinal, als Hauptstadt-Bischof ein Beobachter der politischen Vorgänge aus nächster Nähe, erneuert seine Kritik am demokratieverachtenden Kurs des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro.

„Die Regierung will den Papst als Freund der Regierung präsentieren und demgegenüber uns als Gegner der Regierung darstellen. Das Gegenteil ist richtig: Wir stehen an der Seites des venezolanische Volkes, das sehr leidet, wir sind eins mit dem Heiligen Vater, und wir weisen diese Manipulation zurück, welche die Regierung betreibt.“

Kardinal Urosa erklärte, Maduro habe die Unterstützung der Bevölkerung verloren. „Die Regierung muss auf ihren Willen verzichten, ein totalitäres, kommunistisches, materialistisches und militaristisches Regime in Venezuela einzuführen. Das venezolanische Volk will das nicht. Es ist ein System, das in niemandes Interesse ist, vor allem nicht im Interesse der Armen.“

Der Papst zeige großes Interesse an Venezuela, fuhr der Kardinal fort, Franziskus habe große Liebe für das Land, das sich in einer schwierigen Situation befinde, „humanitär, wirtschaftlich, sozial und politisch“. Neuerlich rief der den Präsidenten dazu auf, einen Vorschlag von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin aufzugreifen, den dieser vergangenen Dezember in drei Eckpunkten für einen Dialog formuliert hatte: Verhandlungen über Neuwahlen, Zulassung humanitärer Hilfe, Freilassung der politischen Gefangenen. „Die Regierung muss einsehen, dass dies die Dinge sind, die sie tun muss, um die politische Krise zu lösen, die wir jetzt haben." Parolin kennt Venezuela aus eigener Anschauung, er hatte dort vier Jahre lang bis 2013 als Nuntius gewirkt.

Urosa sieht auch Aufgaben für die internationale Gemeinschaft. Diese müsse die außerordentlich kritische Situation in Venezuela verstehen, eine Lage, die täglich mehr in die Gewalt abgleitet, „weil Menschen an Hunger sterben“. Es brauche internationalen Druck, damit die Regierung verstehe, dass sie die anstehenden Probleme lösen oder dass andernfalls zurücktreten und Wahlen für einen neuen Präsidenten veranlassen müsse. „Es gibt Menschen, die die Abfälle auf den Straßen essen, Menschen, die sterben, unterernährte Kinder, in den Krankenhäusern fehlen Medikamente. Die ganze Situation erfordert eine sofortige Antwort, und das ist, was die Regierung einsehen muss, und was sie tun muss.“

Kardinal Urosa war in den vergangenen Monaten Zielscheibe von gewaltbereiten Anhängern Maduros gewesen. Der Kardinal hatte sich so wie die übrigen Bischöfe auf die Seite der Demonstranten gegen die Regierung gestellt. In dem Konflikt stehen die Machthaber erst um den verstorbenen Präsidenten Hugo Chavez und jetzt unter dessen Nachfolger Nicolas Maduro gegen die alten Eliten des Landes. Maduro ließ vorübergehend das Parlament auflösen. Die Bevölkerung leidet trotz des Ölreichtums des Landes unter Lebensmittelknappheit, oft kommt es zu Gewalt und Verhaftungen.

(rv 07.06.2017 gs)








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