2017-06-04 07:00:00

Älteste Katakomben Roms in neuem Glanz


Sie zählen zu den ältesten Katakomben Roms: Die Domitilla-Katakomben im Süden der Ewigen Stadt erstrahlen wieder in neuem Glanz. Die Päpstliche Kommission für Sakrale Archäologie ließ die Fresken renovieren und ein dazugehörendes Museum neu herrichten.

Vom Hauptbahnhof Termini in Rom kann mit dem Bus 714 bis zur Piazza dei Navigatori fahren und dann einen angenehmen zehnminütigen Spaziergang zu den Katakomben machen. Wer darauf verzichten will, der kann natürlich auch ein Taxi nehmen. Beide Varianten dauern aber trotzdem fast exakt 30 Minuten Hinfahrt. Vor dem Eingang des Katakombenkomplexes sieht man zuerst nur eine große Parkplatzanlage. Von außen scheinen die Gräber nicht sonderlich eine Attraktion zu sein, ein paar Pinien, wie man sie in Rom oft sieht, ein grüner Garten neben dem Parkplatz, das ist der erste Eindruck. Doch beim Betreten wird auf einem Plan schnell klar: hier ist nur der Anfang einer großen und komplexen Anlage. 17 Kilometer Galerien, 120-150.000 Gräber! Das erwartet jedem Besucher, der eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen will.

Hindeuten auf die Ewigkeit

Der Präsident der Päpstlichen Kommission für Sakrale Archäologie, Kurienkardinal Gianfranco Ravasi, weist darauf hin, dass die Domitilla-Katakomben ein Ort seien, die „auf die Ewigkeit“ hindeuten. Bei der Wiederöffnung der frischrestaurierten Katakomben zählte der italienische Kardinal diese Woche drei Schwerpunkte der Gräber auf: „Wir erleben hier die Verbindung zwischen der antiken Kultur der alten Römer und der christlichen Kultur.“ Diese Verbindung zwischen dem „alten Rom der Antike“ und der heute noch prägenden christlichen Welt gehe über die rein zeitlich-historische Unterschiede hinaus. „Hier erleben wir eine Art Dialog zwischen zwei verschiedene Religionen und Weltanschauungen, die sogar mehrere gemeinsame Wurzeln haben“, fügt Kardinal Ravasi an. Ein zweiter Schwerpunkt der Domitilla-Katakomben seien ihre Größe: Kardinal Ravasi erinnerte daran, dass sie die größte antike Gräberanlage der Christen in Rom seien.

„Das zeigt doch, wie wichtig das Christentum bereits damals war und wie christlich geprägt Rom im 1. Jahrhundert nach Christus gewesen ist“, so Kardinal Ravasi. Und der dritte Punkt, den der Kurienkardinal aufzählt, betrifft das neueröffnete Museum neben der Katakombenanlage. Dort könne man der Geschichte nachgehen, die zu den Urchristen Rom gehört. „Da sieht man deren Alltag und kann nachvollziehen, dass die Gräber als Fortgang des irdischen Lebens betrachtet wurden. Der Tod wurde nicht als Ende sondern als Übergang in die Ewigkeit betrachtet und das kann hier sehr gut nachvollziehen“, erläutert Ravasi.

Bilder vom alten Rom

Beim Durchgang durch die restaurierten Katakomben fällt vor allem der „Kubikulum der Bäcker“ auf. Dort kann man anhand der Deckendekorationen die Aktivitäten der sogenannten „Annona“ betrachten. Die „Annona“ war jene römische Institution, die die Aufsicht über die Getreidespenden (annona civica) der Stadt Rom hatte. Die eindrücklichen Bilder konnten dank einer neuen Lasertechnik wieder in ihrem Originalzustand gebracht werden. Dafür verantwortlich war Barbara Mazzei, die bei der Wiederöffnung der Domitilla-Katakombe sagt: „Was man jetzt neu betrachten kann, sind die klaren Darstellungen der Figuren. Da kann man die Bäcker bei ihrer Arbeit sehen und wie sie das Getreide kauften. Dort sieht man, wie das Brot in Rom verkauft wurde.“ Neben den eher weltlichen Darstellungen sind aber vor allem die frühchristlichen Bilder eine Besonderheit, erläutert Mazzei. „Wir haben hier Darstellungen über den Glauben der Christen Roms, die immer in Begleitung ihrer Patrone zu sehen sind und die sich in Richtung Christi hinbewegen“, klärt die Expertin auf.

Das neue Museum – in Wahrheit handelt es sich um eine Komplettrenovierung eines bereits existierenden Museums – beinhaltet Sarkophage, Statuen und Inschriftensammlungen, die im Laufe der archäologischen Untersuchungen wiederentdeckt wurden.

Die Domitilla Katakombe liegt an der alten Via Ardeatina auf dem Grundbesitz der adeligen Römerin Flavia Domitilla, Namensgeberin der Katakomben. Weitere Informationen auf Deutsch findet man auf der Internetseite.

(rv 04.06.2017 mg)








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