Kardinal Christoph Schönborn mahnt in der Diskussion um das Papstschreiben „Amoris
laetitia" zu Ehe und Familie zu Geduld. „Wir sind noch dabei, das Dokument zu rezipieren",
sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz dem US-amerikanischen
Internetportal „Crux". Aus diesem Grund hätten Österreichs Bischöfe bisher keine Leitlinien
zu „Amoris laetitia" veröffentlicht.
Die von einigen Bischofskonferenzen - darunter auch Deutschland - veröffentlichten
Anmerkungen zu „Amoris laetitia" sind laut Schönborn in Ordnung, müssten jedoch weiter
diskutiert werden. „Generell denke ich, wir brauchen Zeit. Wir müssen mit dem Heiligen
Geist in Kontakt kommen, bevor wir alle möglichen Arten praktischer Schlüsse ziehen",
so der Kardinal.
Erst kürzlich hatte der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller den Deutungsanspruch
von Bischöfen im Blick auf das Papstschreiben kritisiert. Es sei nicht gut, wenn Bischofskonferenzen
eine offizielle Interpretation des Papstes vorlegen wollten. „Das ist nicht katholisch",
sagte der Präfekt der römischen Glaubenskongregation dem Sender EWTN.
Zur Diskussion, ob und inwieweit das im April 2016 veröffentlichte Schreiben „Amoris
laetitia" wiederverheirateten Geschiedenen einen Weg für die Zulassung zur Kommunion
eröffnet, sagte Schönborn, der Schlüssel hierfür sei die „Unterscheidung" der jeweiligen
persönlichen Situation. Dies bedeute, im Leben auf die Stimme Gottes zu hören; das
sei auch eine Gewissensfrage. In diesem Sinne könne „Amoris laetitia" in einigen Bereichen
der Kirche auch zu einer Stärkung führen.
Der Westen sei etwa üblicherweise stärker von Laxheit versucht. Das Papstschreiben
könne solche Menschen dazu bringen, ihr Gewissen stärker zu erforschen und in diesem
Sinne auch vorsichtiger und achtsamer zu handeln mit Blick auf Scheidungen und Wiederheirat,
so der Kardinal.
(kap 01.06.2017 gs)
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