2017-05-30 13:33:00

Irland: Orden verzichtet nach Protesten auf Spitalleitung


Der katholische Orden der Sisters of Charity (Schwestern der Nächstenliebe) hat nach wochenlangen Protesten der irischen Öffentlichkeit den Rückzug aus dem Betrieb einer Geburtsklinik angekündigt. Wie irische Medien berichten, teilte der Orden am Montag mit, sich künftig weder finanziell noch organisatorisch weiter am Neubau der im Süden Dublins geplanten, größten Geburtsklinik Irlands zu beteiligen.

Mit sofortiger Wirkung treten demnach auch die zwei derzeit im Aufsichtsrat des Krankenhauses vertretenen Schwestern des Ordens von ihrer Position zurück. Gesundheitsminister Simon Harris begrüßte die Entscheidung.

Im Zentrum der öffentlichen Kritik standen Bedenken, dass das katholische Ethos der Schwestern die medizinische Versorgung der Frauen in dem Krankenhaus beeinflussen würde, in dem jährlich bis zu 10.000 Geburten betreut werden sollen. Gerade in Hinblick auf Themen wie künstliche Befruchtung, Verhütung und Abtreibungen, die aufgrund einer gesundheitlichen Gefährdung der Mutter nötig seien, dürfe die religiöse Leitung des Krankenhauses nicht die Entscheidung diktieren, so die Kritik.

Gegen die Beteiligung des Ordens hatte es mehrere große Demonstrationen und eine Petition mit mehr als 10.000 Unterschriften gegeben. Auch die historische Verwicklung der Sisters of Charity in Missbrauchsskandale und deren Umgang mit Entschädigungszahlungen für Opfer hatte für Empörung über die Entscheidung der irischen Regierung gesorgt, dem Orden die Krankenhauslizenz zu übertragen.

Die Sisters of Charity hatten sich 2002 gemeinsam mit 17 anderen Ordensgemeinschaften verpflichtet, dem Staat insgesamt 128 Millionen Euro für Schadensansprüche von Missbrauchsopfern zu zahlen. Laut einem im Dezember 2016 veröffentlichten Untersuchungsbericht hat die Ordensgemeinschaft von ihrem vorgesehenen Anteil von fünf Millionen Euro lediglich zwei Millionen Euro gezahlt.

Der Orden war einer von vier Frauenorden, der die früheren „Magdalene Laundries“ (Heime für „gefallene Mädchen“) betrieb. Die Heime wurden im 18. Jahrhundert als Reformanstalten für Prostituierte gegründet. Sie entwickelten sich jedoch später zu Auffangstätten für junge Frauen, die aus verschiedenen Gründen aus der Gesellschaft ausgestoßen wurden. Dort mussten sie unbezahlt schwere Arbeiten verrichten. Das letzte Heim wurde erst 1996 geschlossen.

(kna/kap 30.05.2017 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.