2017-05-29 14:53:00

Papst-Uni: Fernstudium zur „Theologie des Volkes Gottes“


„Wir sind das Volk“, das heißt in Kirchensprache übersetzt: Wir sind das „Volk Gottes“, unterwegs durch die Zeit. Es war das Zweite Vatikanische Konzil, das die Kirche mit genau dieser Formulierung definiert hat. Zur „Theologie des Volkes Gottes“ forscht Achim Buckenmaier vom entsprechenden Lehrstuhl an der Päpstlichen Lateran-Universität in Rom. Und er fördert dabei Bemerkenswertes zutage: etwa die unauflösliche Verbindung zwischen Judentum und Christentum.

Aber der Reihe nach. Buckenmaier und Mitstreiter bieten ab diesem Herbst wieder ein Fernstudium an, zur „Theologie des Volkes Gottes“. Das ist der Obertitel. Es ist der Untertitel, der es in sich hat: „Das Profil des Jüdisch-Christlichen“. Das Nachdenken über das „Volk Gottes“ klappt nicht an Israel und am Judentum vorbei, davon ist der Priester überzeugt.

„Für uns ist der Ausgangspunkt Israel als das erwählte Volk Gottes – wir als Christen sind, wie Paulus formuliert, hinzugefügt, eingepfropft.“ Die Vorstellung vom Volk Gottes wandere nicht einfach von Israel auf andere Völker über, vielmehr werde sie „erweitert“ und „universalisiert“. „Und wir dürfen an dieser Geschichte teilhaben.“

Nicht ohne Israel

„Maria – nicht ohne Israel“: Unter diesem etwas provozierenden Titel haben zwei der Verantwortlichen des Fernstudiengangs vor ein paar Jahren ein Buch veröffentlicht. Es wendet die alttestamentliche Vorstellung eines „heiligen Rests“ im Volk Gottes auf Maria an. „Für uns ist der „heilige Rest etwas, das wir mit Ehrfurcht betrachten. Dass es immer Glaubende in der Geschichte Gottes mit seinem Volk gab… Manchmal hat es sich auf wenige Personen reduziert, auf die Propheten, die praktisch diesen Impetus durchgetragen haben. In der Geschichte Jesu hat es sich auf seine eigene Person konzentriert.“

Wenn man das zu Ende denkt, landet man bei der Formel: Kein Volk Gottes ohne Israel. Das ist bemerkenswert – eine Heimholung des Judentums in die Herzkammer unserer katholischen Theologie. „Eine unserer Grundperspektiven im Fernstudium ist, dass wir von der Einheit von Altem und Neuem Testament ausgehen. Es gibt sicher eine Entwicklung, auch Diskontinuitäten – aber es ist  e i n e  Geschichte. Und das Neue Testament kann man nicht ohne die Perspektive des Alten Testaments verstehen.“

Zwei Jahre Fernstudium, am Schluss ein Diplom

Von „Volk Gottes“ spricht immer wieder auch Papst Franziskus: Er bezieht sich auf die sogenannte Theologie des Volkes Gottes, eine argentinische Spielart der lateinamerikanischen Befreiungstheologie. In dieser Tradition sieht sich Buckenmaier ausdrücklich nicht: „Also, Franziskus hat sicher eine eigene Erfahrung von Volk, die aus dem Engagement der Kirche für die Armen in Südamerika kommt. Der Volk-Gottes-Begriff des Zweiten Vatikanums ist vielleicht etwas theologischer gefasst und bezeichnet die Leute, die aus der Geschichte Israels herkommen… Und das ist nie ganz identisch mit einem Volk oder einer Nation.“

Zwei Jahre dauert der Fernstudienkurs zur „Theologie des Volkes Gottes“, zu dem man sich jetzt online einschreiben kann. „Das bedeutet, dass wir pro Monat den Studenten einen sogenannten Lehrbrief, also didaktisches Material, zur Verfügung stellen, das sie online bekommen.“ Die ganze Kommunikation findet im Web statt – mit drei Ausnahmen: Zu Beginn, in der Mitte und zum Schluss des Studiengangs ist je eine Präsenzzeit vorgesehen. „In Rom, an der Lateran-Universität, wo ja unser Lehrstuhl angesiedelt ist.“ Die Autoren sind zehn Theologen, die alle zur Katholischen Integrierten Gemeinde gehören. „Also, da gibt es eine gemeinsame Ausrichtung, und das bedeutet auch eine gemeinsame Redaktion, eine gemeinsame Grundlinie des Studiums.“

„Ein Durchblick durch das Gesamt der Theologie“

Der Studiengang richtet sich an Personen, die schon einen akademischen Abschluss haben – das muss aber nicht unbedingt Theologie sein. Auch Menschen im pastoralen Dienst, die sich spezialisieren wollen, sind angesprochen. „Am Ende steht eine Abschlussarbeit und ein „Diploma di Esperto“. Wir sind im Moment noch in Verhandlungen mit der Universität, welchen Titel wir genau vergeben können, aber es wird auf jeden Fall ein akademischer Titel sein.“

Nein, um einen Parforceritt durch den ganzen theologischen Parcours geht es Buckenmaier nicht. „Wir bezeichnen es als eine kleine Summe der Theologie – nicht mit dem Anspruch, die ganze Theologie zu repräsentieren, aber die ganze Theologie zu durchblicken unter dem Gesichtspunkt der Theologie des Volkes Gottes. Volk Gottes ist für uns nicht ein Sonderthema, sondern eigentlich wie ein roter Faden, der sich durch die ganze Theologie zieht. Wer dieses Fernstudium wählt, der bekommt einen Durchblick durch das Gesamt der Theologie…“

Warum das Christentum keine Religion ist. Oder: Wie Gott in der Welt handeln kann - zum Verständnis der Wunder. Das sind nur zwei Titel der Lehrbriefe dieses ungewöhnlichen Fernkurses.

(rv 29.05.2017 sk)








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