2017-05-17 11:04:00

Gewalt in Mexiko: „Es braucht einen Regierungswechsel“


Er war einer der bekanntesten Aufklärer der Machenschaften der mexikanischen Drogenmafia: Der Journalist Javier Valdez, erschossen auf offener Straße an diesem Montag in der Stadt Culiacán. Dass die Bluttat aufs Konto der Drogenmafia geht, gilt als wahrscheinlich – mit seinen umfassenden Recherchen zur organisierten Kriminalität war Valdez den Kartellen schon lange ein Dorn im Auge.

„Ich bin sehr bewegt. Diese Nachricht berührt mich sehr”, kommentiert der mexikanische Priester Alejandro Solalinde den Fall im Interview mit Radio Vatikan. Solalinde ist derzeit in Rom und wollte den Papst an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz treffen. Allein fünf Journalisten seien in Mexiko in diesem Jahr ermordet worden, berichtet er. „In Mexiko kann derzeit jeder in Lebensgefahr geraten, vor allem Journalisten, Aktivisten und Priester.“

Aufgrund seines Einsatzes für Migranten steht auch Pater Solalinde im Visier der mexikanischen Drogenmafia. Er erhielt Morddrohungen, weil er Ausbeutung und Korruption öffentlich beim Namen nannte, vier Bodyguards begleiten ihn auf Schritt und Tritt. Ob Menschenhandel oder Prostitution - die Drogenmafia macht mit den Migranten Geschäfte, fasst der Geistliche das Interesse der Kriminellen an den Migranten zusammen: „Die Migranten sind am verletzlichsten: sie sind nicht nur arm, sie existieren de facto gar nicht, weil sie keine Dokumente haben. Viele können mit ihnen also Geschäfte machen: die Drogenhändler, die sie zu Ware machen, und auch staatliche Funktionäre, die mit ihnen und anderen Kriminellen unter einer Decke stecken.“

Solalinde hatte 2007 in Mexiko ein Hilfszentrum für Migranten gegründet, die in die USA wollen. Insgesamt gebe es im Land 60 solcher Anlaufstellen. „Sie erhalten alle Drohungen. Auch die 500 Aktivisten, die sich für die Rechte von Migranten einsetzen, leben in ständiger Gefahr.“

Nach dem brutalen Mord an dem Journalisten Valdez hatte der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto eine Untersuchung des „abscheulichen Verbrechens“ angeordnet. Pater Solalinde scheint nicht sehr viel vom deklarierten Einsatz der Regierung gegen das organisierte Verbrechen zu halten, wie er im Interview mit Radio Vatikan durchblicken lässt: „Ich sehe da kein Ende dieser Situation in der nächsten Zeit. Das ist nichts, was man leicht oder in Eile lösen kann, es braucht einen Regierungswechsel.“

,Um die Dinge zu ändern, muss man kämpfen – und jemand muss das tun‘. So hatte der Journalist Valdez seinem Bruder geantwortet, als dieser ihn einmal fragte, warum er sein Leben auf Spiel setze. Auch Pater Solalinde versteht seinen Einsatz für die Schwächsten als Pflicht. Er habe dabei im Übrigen so Einiges begriffen, merkt der mexikanische Priester an; er denkt dabei an Migration als weltweites Phänomen:

„Die Migranten zu begleiten und ihnen zu helfen ist ein Abenteuer, aber ein Abenteuer mit Christus. Ich bin oft überrascht und bewundere nicht das, was ich tue, sondern was Christus durch mich für die Einwanderer tut. Seit ich mit ihnen arbeite, habe ich verstanden, dass die Migranten ein Zeichen der Zeit sind. Sie sind die Pioniere einer neuen Zivilisation, die entsteht. Anders aber als bei den barbarischen Invasionen der vergangenen Jahrhunderte ist dieser heutige Zulauf aus dem Süden nicht zerstörerisch, sondern konstruktiv, denn diese Menschen haben Werte, die der Norden der Welt verliert. Sie haben zuallererst den Glauben, den Glauben an Christus und an den Menschen. Diese Gemeinschaften lieben die Familie und sie lieben die Arbeit. Sie sind nicht besessen vom Geld. Wenn ich vom Glauben an Christus spreche, meine ich natürlich die Lateinamerikaner, doch auch die Migranten anderer Religionen, die nach Europa kommen haben großen Glauben an Gott, unabhängig davon, wie sie ihn nennen.“

(rv/afp 17.05.2017 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.