2017-05-16 15:34:00

Namibia: Lutherischer Weltbund fordert Genozid-Aufarbeitung


Noch eine Woche trifft sich im namibischen Windhoek der Lutherische Weltbund (LWB) zu seiner Vollversammlung. Die über 300 Delegierten haben am Montag eine „Öffentliche Erklärung“ zum Völkermord des Deutschen Kaiserreichs an den Herero und Nama in dem afrikanischen Land vor 110 Jahren verabschiedet.

Darin lobt der LWB die Gespräche der deutschen und namibischen Regierung über eine Wiedergutmachung: „Deutsche und Namibier müssen durch gemeinsame Dialogprozesse abklären und Übereinstimmung finden, wie Geschichte weitergetragen werden wird, wie Gerechtigkeit gefunden wird und wie Versöhnung vorankommen kann.“ Vertreter der Lutheraner aus beiden Ländern hatten zuvor die Erklärung begrüßt.

Bereits im April hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine eigene Erklärung zum Völkermord veröffentlicht, in der sie auch die Mitschuld des damaligen Preußischen Oberkirchenrats eingestanden und um Vergebung der Nachfahren gebeten hatte. In dem „Schuldbekenntnis“  heißt es, dass „Akte der Versöhnung das begangene Unrecht nicht ungeschehen machen können.“ Trotzdem setze sich die EKD öffentlich – auch beim Treffen des LWB – für ein gemeinsames Gedenken der Opfer und die Anerkennung der Taten als Genozid ein.

Zu Beginn der LWB-Vollversammlung hatte sich der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, in Windhoek für ein deutsch-namibisches Versöhnungswerk ausgesprochen, ähnlich der Werke mit Polen und Frankreich.

Das heutige Namibia ist von 1884 bis 1915 unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika eine deutsche Kolonie gewesen. Zwischen 1904 und 1908 waren die Besatzungstruppen gegen Aufstände von Stammesanhängern der Herero und Nama gewaltsam vorgegangen – Tausende suchten die Flucht in die Wüste, wo sie größtenteils verdursteten.  Insgesamt sind über 60.000 Menschen  den Deutschen zum Opfer gefallen. Historiker sprechen vom ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts.

Sowohl Bundeskanzlerin, Bundespräsident und Deutscher Bundestag haben bis heute die Taten noch nicht offiziell als Völkermord  anerkannt.

(pm/kap 16.05.2017 fr) 








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