2017-05-15 13:14:00

Ausstellung zur Menorah: Eine religiös-kulturelle Premiere


Eine religiös-kulturelle Premiere in Rom: Zum ersten Mal haben die Vatikanischen Museen und das Jüdische Museum der Stadt gemeinsam eine Ausstellung organisiert. Sie widmet sich der Menorah, dem siebenarmigen jüdischen Leuchter, der auch in die christliche Tradition als Symbol des göttlichen Lichts eingeflossen ist. „Die Menorah. Kult, Geschichte und Mythos“, so der Titel der Schau, öffnet am Dienstag ihre Pforten an zwei Standorten, auf dem Petersplatz und im jüdischen Museum unter der römischen Hauptsynagoge.

„Das Objekt Menorah existiert zwar nicht mehr, das Original des siebenarmigen Leuchters, den Gott Moses gegeben hatte“, sagt die Direktorin des jüdischen Museums Rom, Alessandra di Castro. „Aber der Geist der Menorah ist immer lebendig in uns. Das Licht. Der göttliche Geist, der sich zeigt im Licht: Das ist die tiefste Bedeutung der Menorah für das israelische Volk wie auch für die Menschheit.“

Die originale Menorah aus dem Tempel von Jerusalem kam als Beutekunst im Jahr 70 nach Christus nach Rom. Die Truppen von Titus führten den jüdischen Kandelaber aus massivem Gold in ihrem Triumphzug mit. In Rom aber wurde die Menorah in der Kaiserzeit das stärkste identitätsstiftende Symbol des Judentums – im selben Moment, in dem die Symbole des Christentums ihre endgültige Gestalt annahmen. Die Menorah erlebte gewissermaßen eine Fortentwicklung als Symbol, und daher verbindet sie Völker und Kulturen. Das heute neu zu zeigen, sei gerade in unseren Zeiten hilfreich, erklärt Arnold Nesselrath, Vizedirektor der Vatikanischen Museen, der die Schau mitkonzipiert hat. Er bezeichnet die Menorah als „gemeinsames Symbol“, das die Kontinuität zwischen Judentum und Christentum ausdrückt.

„In einer Zeit, in der wir wieder mit Kriegen konfrontiert werden, die mit Religion gerechtfertigt werden - was der Vorwand für die wirkliche Grausamkeit ist, die da vor sich geht - da schien mir das eine wunderbare Gelegenheit, zu zeigen, dass Religionen, auch wenn sie unterschiedliche Standpunkte haben, doch etwas Gemeinsames erreichen können. Insofern ist für mich die Menorah, die über dem Petersplatz strahlt, ein grandioses Symbol auch für die Zukunft.“

130 Exponate bietet die Schau, die meisten davon im frisch renovierten vatikanischen Ausstellungsraum Braccio di Carlomagno am Petersplatz.

„Da ist der Stein aus Magdala, 2009 gefunden, der aus der Zeit stammt, als die Menorah noch im Tempel in Jerusalem war, und den Israel zum ersten Mal ins Ausland verliehen hat. Da ist die Bibel aus Sankt Paul vor den Mauern, 1200 Jahre alt, frisch als sei sie gestern gemalt. Paderborn, die Busdorfkirche, ehemals Hauskirche des Kardinals Marx, hat uns diesen wunderbaren zwei Meter großen Messingkandelaber aus dem 13. Jahrhundert geschickt. Wir haben zwei ungeheure silberne Kandelaber aus Mallorca, Raffaels Entwurf für die Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel, bis hin zum Entwurf für das Staatswappen Israels, mit der Unterschrift durch Ben Gurion. Ein Pariser Juwelier hat uns sogar ein Werk zeitgenössischer Kunst geschaffen, sodass wir an unsere heutigen Tage herankommen.“

Im 5. Jahrhundert verloren sich in Rom die Spuren der originalen Menorah aus dem Jerusalemer Tempel. Statt dessen entstanden diverse schwarze Legenden, eine davon besagt, die Päpste hätten in Rom den jüdischen Tempelschatz gestohlen und hielten den goldenen Leuchter bis heute versteckt. „Dass die Menorah physisch im Vatikan ist, dafür gibt es keinen Anhaltspunkt“, erklärt Nesselrath, „das ist nach den Wirren der Spätantike auch nicht zu erwarten. Wir haben in der Ausstellung die schöne Inschrift von 1291 von Papst Nikolaus IV. im Lateran, mit der diese Legende beginnt, und wo sie letzten Endes endet.“ Die Inschrift listet die angeblichen Beutestücke auf, die im Jahr 70 aus Jerusalem nach Rom gekommen sein sollen, darunter die Bundeslade, die silbernen Trompeten und die Menorah. Der Leuchter wurde der Inschrift zufolge unter dem Altar des Laterans vergraben - was spätere archäologische Grabungen ebendort klar widerlegten.

Nesselrath sagt, es sei gut, diese Legende nochmals zu erzählen, „damit wir zeigen, dass der Geist der Menorah weiter wirkt.“ Dies zeige sich gerade in der „ungeheuren Resonanz“, mit der in Israel die erste gemeinsame Ausstellung zwischen Vatikanischem und Jüdischem Museum aufgenommen worden sei. Leihgeber und Sponsoren hätten die symbolische Aussage der Schau breit geteilt.

„Die Menorah. Kult, Geschichte und Mythos“, läuft von 16. Mai bis 23. Juli 2017 im Braccio di Carlomagno im Vatikan sowie im Jüdischen Museum Rom.

(rv 15.05.2017 gs)








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