2017-05-13 11:32:00

Heiligsprechung: Mobilisierung gegen die Gleichgültigkeit


Mit einem langen Applaus haben die Pilger und Gläubigen im portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima den Papst am Samstagvormittag willkommen geheißen. Bei dem Gottesdienst unter strahlendem Sonnenschein nahmen eine halbe Million Menschen teil. Zuvor hatte Franziskus die Rosenkranzbasilika von Fatima besucht und betete vor den Gräbern der drei Seherkinder Francisco Marto, Jacinta Marto und Lucia dos Santos, die sich dort befinden. Der Platz zwischen den beiden Basiliken von Fatima war bereits zwei Stunden vor dem Gottesdienst weithin gefüllt. Viele Pilger hatten mit Schlafsäcken oder einfachen Rettungsdecken auf dem Areal übernachtet, berichtet die Katholische Nachrichten-Agentur. Franziskus war im Exerzitienhaus „Nossa Senhora do Carmo“ unmittelbar neben dem Wallfahrtsgelände untergebracht.

Bis zum letzten Atemzug

Zu Beginn der Feier an diesem Samstag stellte der Bischof von Fatima, António Augusto dos Santos Marto, das Leben der beiden neuen Heiligen vor: Francisco und Jacinta Marto. Die Lesungen und das Tagesevangelium drehten sich allesamt um die Muttergottes. Der Papst rief die Gläubigen auf, „uns wie Kinder“ an sie zu klammern. Denn auf diese Weise könnten die Gläubigen in der Hoffnung leben, die sich auf Jesus stützt und die Menschen immer trägt – „bis zum letzten Atemzug“. Zu Beginn seiner Predigt ging er auf das Erlebnis der Seherkinder von Fatima ein. Unzählige Gnaden seien der Muttergottes von Fatima zu verdanken, so Franziskus. Hundert Jahre seien seit ihrer Erscheinung am Himmel vergangenen und „vom hoffnungsvollen Portugal aus“ habe sich ihr Lichtmantel „über die vier Himmelsrichtungen der Erde“ ausgebreitet. Die beiden neuen Heiligen seien für alle ein Vorbild, da sie die göttliche Gegenwart zu einem festen Bestandteil ihres Lebens machten.

Einhüllendes Licht

Maria ist erschienen, um an das „Licht Gottes zu erinnern, das in uns wohnt und uns umhüllt“: In seiner Predigt bei der Messe in Fatima betonte Papst Franziskus die Metapher des einhüllenden Lichts, die besonders wichtig ist für den Marienwallfahrtsort. „Gemäß dem gläubigen Empfinden vieler, wenn nicht sogar aller Pilger ist Fatima vor allem dieser Lichtmantel. Er bedeckt uns hier wie an jedem anderen Ort der Erde, wenn wir unter dem Schutz der Jungfrau Maria Zuflucht nehmen, um sie zu bitten, wie es das Salve Regina lehrt: ‚Zeige uns Jesus’.“ Die drei Hirtenkinder, denen die Muttergottes vor genau 100 Jahren begegnet war, hatte Ähnlichkeit wie die Maria aus der Offenbarung des Johannes, von der in der Lesung die Rede war, „eine Frau, mit der Sonne bekleidet.“ „Liebe Pilger, wir haben eine Mutter“, so Papst Franziskus.

Die drei Kinder hatten sich ihrem eigenen Zeugnis nach im Licht Gottes befunden, das von der Gottesmutter ausstrahlte. „Sie hüllt sie in den Mantel des Lichtes, das Gott ihr gegeben hatte.“ Zu Beginn der Messfeier hatte Papst Franziskus zwei der Seherkinder, Jacinta und Francisco Marto, heilig gesprochen. Das dritte Kind, Lucia dos Santos, war 2005 gestorben, für sie läuft das Seligsprechungsverfahren.

„Ich konnte nicht umhin, hierher zu kommen“

Der Papst bedankte sich bei allen Anwesenden, weil sie ihn auf dieser für ihn wichtigen Pilgerfahrt begleitet haben. „Ich konnte nicht umhin, hierher zu kommen, um die Jungfrau und Mutter Maria zu verehren und ihr ihre Söhne und Töchter anzuvertrauen. Unter ihrem Schutzmantel gehen sie nicht verloren“, so der Papst wörtlich. Der Fürsprache der Gottesmutter bedarf die ganze Menschheit, insbesondere die Kranken und Behinderten, die Gefangenen und Arbeitslosen, die Armen und Verlassenen, fügte Franziskus an; ihr beständiges Gebet und ihre Verehrung für die Gottesmutter sei Beispiel für viele geworden, und das nicht nur in Portugal, sondern auf der ganzen Welt.

Mobilisierung gegen die Gleichgültigkeit

Jeder sei selber eine Hoffnung für die anderen. Das fordere von jedem Gläubigen eine „regelrechte Mobilisierung gegen die Gleichgültigkeit“. Diese Gleichgültigkeit lasse das Herz erstarren und verschlimmere die Kurzsichtigkeit gegenüber den Mitmenschen. Doch das Leben könne nur durch ein anderes Leben überleben, aber dazu bedarf es der Großzügigkeit der Menschen. Jesus sei im Schoß der Jungfrau Mensch geworden, diese Menschheit werde nie wieder aufgeben. „Wie einen Anker machen wir unsere Hoffnung in jener Menschheit fest, die im Himmel zur Rechten des Vaters ihren Platz genommen hat“, so der Papst weiter. „Diese Hoffnung möge der Antrieb für unser aller Leben sein!“

„Darum bitte ich für alle meine Brüder und Schwestern, für die Getauften und die ganze Menschheit, insbesondere für die Kranken und Behinderten, die Gefangenen und Arbeitslosen, die Armen und Verlassenen“, so der Papst, um dann mit einem paradoxen Gebet fortzufahren. „Liebe Brüder und Schwestern, beten wir zu Gott in der Hoffnung, dass uns die Menschen anhören werden; und wenden wir uns an die Menschen in der Gewissheit, dass uns Gott zu Hilfe kommt.“ Wenn Gott wie die Seher-Kinder schrieben den Einsatz und so Erfüllung der je eigenen Pflichten verlange, „so setzt er damit eine regelrechte allgemeine Mobilisierung gegen diese Gleichgültigkeit in Gang. ... Wir wollen keine gescheiterte Hoffnung sein!“ Es gelte, das Antlitz Jesu zu suchen, der in die Welt gekommen sei und sich erniedrigt habe, bis zum Kreuz. So könne man „das junge und schöne Gesicht der Kirche wiederentdecken (…), das strahlt, wenn sie missionarisch, einladend, frei, treu, arm an Mitteln und reich an Liebe ist.“

Jeder sei ein Wächter der Welt unter dem Schutz Mariens, sagte der Papst abschließend. Zur Gabenbereitung brachte die Familie, deren Kind auf die Fürsprache der beiden Seherkinder geheilt wurde, die Gaben zum Altar. Zum Schluss der Feier gab es noch einen Segen für die Kranken.

(rv 13.05.2017 mg/ord)








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