2017-05-10 12:01:00

Schweiz: Papst-Beschlüsse sind nicht zum Kommentieren da


Es sind wenige Tage vergangen, seit aus dem Südostschweizer Bistum Chur die Meldung kam, dass der Papst Bischof Vitus Huonder für weitere zwei Jahre im Amt belassen will. Es folgte eine knappe Mitteilung der Schweizer Bischofskonferenz, in der der Beschluss aus Rom zur Kenntnis genommen wird. In den Schweizer Medien kamen in den folgenden Tagen Befürworter wie auch Kritiker Huonders zur Sprache.

Die katholische Schweiz war bis zum vergangenen Wochenende vor allem mit der Vereidigung der neuen Schweizergardisten beschäftigt war. Nun ist man zum „Tagesgeschäft“ zurückgekehrt – was liegt näher, als nochmals auf den viel diskutierten Beschluss über den Churer Bischof zurückzukommen. Radio Vatikan sprach mit dem Informationsbeauftragten der Schweizer Bischofskonferenz, Walter Müller. Zur „Causa Chur“ sagt er:

„In diesem Fall hat der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Charles Morerod, kurz öffentlich Stellung genommen. Als Bischofskonferenz geben wir aber keine große Kommentare, denn der Papst hat entschieden und die einzelnen Bischöfe folgen selbstverständlich diesen Beschlüssen. Sie haben ja nicht die Aufgabe, diese zu kommentieren – weder im positiven noch im negativen Sinne. Die Bewertung der Beschlüsse des Papstes überlassen wir anderen.“

Aus dem vatikanischen Pressesaal hieß es auf Anfrage, dass der Beschluss des Papstes über Huonder nicht direkt im sogenannten Bollettino – den Verlautbarungen des Presseamtes – erwähnt wurde, weil der Vatikan nur die Ernennungen bekannt gibt. Auch werde es von Seiten des vatikanischen Pressesaals – wie üblich – keine Kommentare oder Erklärungen dazu geben.

Die katholische Kirche in der Schweiz – und der Fall Chur ist ein gutes Beispiel hierfür – wird medial in der Eidgenossenschaft vor allem dann ins Zentrum der Debatte gerückt, wenn es sich um Streitthemen handelt. Dies müsse aber nicht die Selbstverständlichkeit sein, meint Müller.

„Ich würde meinen, dass wir etwas positiver auf die Kirche schauen sollten. Gerade auch als Gläubiger hat man allen Grund zum Optimismus. Das betrifft vor allem den Glauben, das Evangelium und die Kirche, wenn man den Horizont erweitert. Das kann immer gut tun. Ich habe bisher oft die Gelegenheit gehabt, weltweit verschiedene Begegnungen (im kirchlichen Umfeld, Anm. d. Red.) zu machen und dort kommt das immer wieder heraus. In diesem Zusammenhang möchte ich die Bedeutung von Radio Vatikan unterstreichen und zwar als Stimme des Vatikans und vor allem als Stimme der Kirche.“

Die Stimme der Kirche in der Schweiz habe es jedoch nicht immer leicht, so der Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz.

„Wir stehen mitten in der Gesellschaft. Das ist auch der Sinn von Kirchesein. Deshalb ist sie aber von den großen gesellschaftlichen Bewegungen direkt betroffen, wie der Säkularisierung und Individualisierung. Die Bedeutung des Sakralen nimmt tendenziell ab und die Bedeutung des Einzelnen hingegen zu. Auch die Bedeutung der Gemeinschaft verliert an Kraft.“

Deshalb arbeite die Bischofskonferenz in der Schweiz verstärkt ökumenisch, damit die Bedeutung des Christentums in der Gesellschaft auch weiterhin nicht nur vertreten bleibt, sondern auch eine Rolle spielt.

(rv 10.05.2017 mg)








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