2017-04-22 10:32:00

USA: Die einflussreiche Kirchenasylantin


Die Migrantin und Menschenrechtsaktivistin Jeanette Vizguerra, die seit Februar in einer Kirche Schutz vor ihrer Abschiebung sucht, ist vom „Time“-Magazin unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten gereiht worden. Die US-Regierung mache die Einwanderer zu Sündenböcken und lasse die Bevölkerung glauben, Migranten ohne gültige Papiere seien Kriminelle, so das US-Magazin in der Beschreibung. Die vierfache Mutter Vizguerra zeige beispielhaft das Gegenteil auf: Sie habe Blut, Schweiß und Tränen geopfert, um eine Firma zu gründen und für ihre Familie bessere Chancen zu schaffen, was „nicht ein Verbrechen, sondern der amerikanische Traum“ sei.

Jeanette Vizguerra migrierte 1997 aus ihrer Heimat Mexiko in die USA, um Arbeit zu suchen. Sie engagierte sich für die Rechte der Einwanderer, u.a. durch die Gründung von Gewerkschaften. Nach jahrelangem vergeblichen Ringen um ihr eigenes Aufenthaltsrecht publizierte sie ihre eigene Lebensgeschichte. Infolge der verschärften Gangart in der US-Migrationspolitik begab sich die heute 44-Jährige - wie derzeit tausende andere illegale Einwanderer in den USA - in Kirchenasyl; seit Februar lebt sie in einer Unitarier-Kirche in der Stadt Denver, um sich so dem Zugriff der Migrationsbehörde zu entziehen, die bislang nicht in religiösen Gebäuden einschreitet.

„Manche Familien haben einen Notfallplan für Feuer, Erdbeben oder Tornados. Die Familie von Jeanette Vizguerra hat einen Plan für den Fall, dass jemand an der Tür klopft“, heißt es in der Personenbeschreibung der „Time“. Vizguerras vier Kinder - sie sind im Alter zwischen 6 und 26 Jahren, die älteste Tochter ist ebenfalls undokumentiert - wüssten detailliert, dass sie beim Erscheinen der Fremdenpolizei die Freunde und Verwandte verständigen und sich im Schlafzimmer verstecken müssten. Die ganze Familie lebe in ständiger Angst davor, durch die Abschiebung zerrissen zu werden.

Auf seiner Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten nennt das „Time“-Magazin Vizguerra eine „Ikone“, in einer Reihe mit dem Fußballer Neymar oder der philippinischen Anwältin Leila de Lima. Weniger überraschend haben es auch Staatsführer wie Donald Trump, Vladimir Putin oder Narenda Modi sowie mehrere Konzernchefs und Schauspieler in die Aufzählung geschafft. Auch Papst Franziskus scheint in der Reihung als eine der wichtigsten Führungspersönlichkeiten auf.

(kap 22.04.2017 sk)








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