2017-04-21 08:55:00

D: Kirche unterstützt Gegendemos zum AfD-Parteitag


Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich über die geplanten Gegendemonstrationen zum AfD-Parteitag am Wochenende in Köln positiv geäußert. Die Demonstrationen stellten sich „gegen Rassismus“ und träten „für Weltoffenheit, Toleranz und Solidarität“ ein, sagte er am Donnerstag in Köln. Der Erzbischof rief auch dazu auf, sich am Wochenende mit den wichtigen Botschaften des Tages zu beschäftigen: Am Weißen Sonntag stehe für ihn „der Friedensgruß des vom Tode auferstandenen Christus im Vordergrund und nicht die Versammlung einer nicht im Bundestag vertretenen Partei, deren Vertreter nur viel polemisches Geschrei und keine Lösungen bieten“, so Woelki wörtlich.

Der AfD-Parteitag findet am Samstag und Sonntag in Köln unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt. Angekündigt sind sechs große Demonstrationen mit mehreren zehntausend Teilnehmern. Zum AfD-Parteitag in Köln werden rund 50.000 Gegendemonstranten erwartet. Redner ist unter anderem der Kölner Sozialpfarrer Franz Meurer. Er bemühe sich, für die Demokratie statt gegen die AfD zu sprechen, sagte er gegenüber dem Domradio. Meurer ist Pfarrer in den Kölner Stadtteilen Höhenberg und Vingst:

„Ich werde versuchen, nicht so sehr gegen die AfD zu sprechen - das machen bestimmt andere - sondern für Demokratie. Denn ich muss Ihnen offen sagen: Ich kann verstehen, wenn jemand die AfD wählt, der den Eindruck hat: ,Ich komme gar nicht vor, um mich kümmert sich keiner.' Ich kann auch verstehen, dass Leute bei uns gar nicht wählen. Wir haben in Vingst einen Stimmbezirk mit neun Prozent Wahlbeteiligung. Und von daher ist klar: Wenn wir die Demokratie erhalten wollen, müssen wir zusammenhalten, müssen wir füreinander arbeiten. Wir müssen soziale Ungerechtigkeit angehen und die, denen es gut geht, motivieren, nicht nur abzugeben, sondern sich am gesellschaftlichen Gespräch zu beteiligen. Wenn Sie so wollen, ist das unsere katholische Soziallehre pur - Subsidiarität, Solidarität.“

Die Kirchen stellen sich ja als Initiative zum Beispiel mit „Unser Kreuz hat keine Haken“ ganz klar gegen die AfD. Meurer: „Das ist doch wunderbar, besser geht es doch gar nicht. Da ist ja auch eine Entwicklung festzustellen. Unser neuer Papst gibt uns da eine klare Vorgabe. Von ihm wird gesagt, er schaut auf die Welt aus der Position eines Schuhputzers. Das heißt, er guckt von den Menschen her auf die Welt. Es ist ja nicht nur wichtig, Gerechtigkeit anzustreben - die wird es nie ganz geben - und zu gucken, was steht jedem Einzelnen zu. Sondern wir müssen auch Solidarität neu entdecken. Das heißt, wir müssen uns fragen: ,Was kann ich verschenken?' und nicht: ,Was steht mir zu?' Und all das, was wir als Christen als Kern unseres Glaubens spüren, ist doch geschenkt.“

Der Kirche wird unter anderem immer wieder vorgeworfen, als Christ achte man jeden, solange er nicht sein Kreuz bei der AfD mache. Dazu sagt der Sozialpfarrer: „Ich achte die Würde der AfD-Leute sehr. Heute hat mir jemand, der die AfD vertritt, einen vierseitigen Brief geschrieben - dem werde ich natürlich ordentlich antworten. Das, was jetzt gefragt ist, hat für mich die schwedische Kronprinzessin am besten auf den Punkt gebracht. Als sie nach dem schrecklichen Anschlag in Stockholm gefragt wurde, was jetzt nötig sei, hat sie ein einziges Wort gesagt: Zusammen.“

(kna/domradio 21.04.2017 mg)








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