2017-04-14 13:27:00

Via Crucis am Kolosseum: Familie aus Ägypten trägt Kreuz


Beim Karfreitags-Kreuzweg mit dem Papst am Kolosseum kommen in diesem Jahr Kreuzträger auch aus Ägypten zum Zug. Ein christliches Ehepaar mit drei Töchtern trägt das Kreuz an der achten Station („Jesus wird seiner Kleider beraubt“). Darüber hinaus sind mit Kreuzträgern aus Portugal und Kolumbien Gläubige aus zwei weiteren Ländern vertreten, die Papst Franziskus in Kürze besuchen wird. An der ersten und der letzten Station trägt wie gewohnt der Kardinalvikar des Papstes für das Bistum Rom, Kardinal Agostino Vallini, das Kreuz. Für ihn ist es aus Altergründen das letzte Mal, dass er in dieser Funktion an der Via Crucis teilnimmt.

Die Meditationen stammen in diesem Jahr von der Bibelwissenschaftlerin Anne-Marie Pelletier. Die Französin gehört der Päpstlichen Bibelkommission an und wurde 2014 mit dem Ratzinger-Preis für Theologie geehrt; sie ist die erste Frau, der diese Auszeichnung bisher zuteilwurde.

Die Via Crucis am Kolosseum in Anwesenheit des Papstes fand zum ersten Mal 1964 – also während des II. Vatikanischen Konzils - unter Paul VI. statt. Ab 1970 wurden dazu Meditationstexte verlesen, die in den ersten Jahren von Kirchenlehrern stammten, darunter Teresa von Avila. Papst Johannes Paul II. führte die Praxis ein, lebende Autoren und Autorinnen mit der Ausarbeitung von Meditationen für die Via Crucis am Kolosseum zu betreuen. Den Anfang machte 1985 der italienische Literaturwissenschaftler und Essayist Italo Alighiero Chiusano. 1988 kam der Schweizer Theologe Hans Urs von Balthasar zum Zug. Mit der italienischen Benediktiner-Äbtissin und Klostergründerin Anna Maria Canopi folgte 1993 die erste Frau als Autorin der päpstlichen Kreuzwegmeditationen. Im Jahr darauf erhielt ein Nicht-Katholik den Auftrag: der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Patriarch Bartholomaios I., gefolgt von der evangelischen Ordensfrau Minke de Vries, Leiterin der ökumenischen Frauengemeinschaft von Grandchamp in der Schweiz. 2002 schrieb ein Kollektiv von 14 Vatikan-Journalisten und Journalistinnen den Kreuzweg.

Papst Benedikt XVI. verfasste – damals noch als Kardinal Ratzinger – die Meditationen 2005; Papst Johannes Paul lag im Sterben, als die Via Crucis am Kolosseum unter seiner nur noch geistlichen Anwesenheit stattfand. Benedikt war der erste, der 2012 die Verantwortung für die Kreuzwegmeditationen in die Hände eines Ehepaares legt. 2012, bereits unter Papst Franziskus, schrieb eine Gruppe Jugendlicher aus dem Libanon die Texte, unter Koordination des Maronitenkardinals Bechara Boutros Rai.

Das Kolosseum und der Kreuzweg

Papst Benedikt XIV. hatte das Kolosseum 1750 zur Gedenkstätte für christliche Märtyrer der Antike erklärt. Ein Jahr später errichtete er dort einen Kreuzweg.

Der Brauch, in einer Andacht den Leidensweg von Jesus bis zu seiner Hinrichtung nachzuvollziehen, war spontan in Jerusalem entstanden. Zur Zeit der Kreuzzüge empfing diese Form der Andacht neue Impulse. Eine besonders Rolle bei der Ausbreitung dieser Form der Andacht spielte der Franziskanerorden. Im 14. Jahrhundert gab es in Jerusalem unter der Führung der Franziskaner Prozessionen auf dem Leidensweg Christi für Pilger. Diese brachten die Andachtsform in ihre Heimatländer. Aus diesem Grund tragen bis heute jedes Jahr beim Kreuzweg am Kolosseum Franziskaner von der Kustodie des Heiligen Landes das Kreuz für ein bis zwei Stationen.

(rv 14.04.2017 gs)








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