2017-04-01 10:40:00

Venezuela: Bischöfe raten zu zivilem Ungehorsam


Venezuela ohne Parlament – Bischöfe appellieren nun zum Handeln. Angesichts der totalen Machtübernahme von Präsident Nicolas Maduro in Venezuela hat die Bischofskonferenz des Landes die Bevölkerung zum „Nachdenken" über geeignete Reaktionen darauf aufgerufen. Es sei an der Zeit, sich ernsthaft zu fragen, ob nicht Maßnahmen wie ziviler Ungehorsam, friedliche Demonstrationen, Forderungen an die nationalen und internationalen politischen Machthaber und Bürgerproteste angebracht seien, so die Bischöfe am Freitag.

Am Donnerstag hatte das venezolanische Verfassungsgericht das Parlament außer Kraft gesetzt, in dem seit der Wahl Ende 2015 die Oppositionsparteien in der Mehrheit sind. Damit besitzt Präsident Maduro alle Macht im Land. Die Opposition sprach von einem „Staatsstreich". Als erste Reaktionen zogen mehrere Länder Lateinamerikas, darunter Costa Rica und Bolivien, den Abzug der eigenen Botschafter aus Venezuela in Betracht. Auch die Organisation der Amerikanischen Staaten, die in Washington über die Lage in Venezuela berät, forderte als Folge den Ausschluss des Landes aufgrund des „undemokratischen Verhaltens" des Präsidenten.

„Eine Nation ohne Parlament ist wie ein Körper ohne Seele.“

Die Venezolaner könnten angesichts der Vorfälle vom Donnerstag, die gegen die Demokratie und das Zusammenlebens gerichtet seien, nicht in einem Zustand der Passivität, Einschüchterung und Verzweiflung verbleiben, betonten die Bischöfe. Die Rechte der Bürger gelte es zu verteidigen und ein freies, gerechtes und geschwisterliches Zusammenleben zu erreichen. Der Höchstgericht-Entscheid sei „moralisch unakzeptabel“ und müsse zurückgewiesen werden, so die Kirchenführer weiter. „Eine Nation ohne Parlament ist wie ein Körper ohne Seele.“ Problematisch sei auch, dass die tatsächlichen Nöte der Bevölkerung völlig vernachlässigt würden. Diese seien momentan vor allem eine schwere Krise in der Lebensmittel- und Medikamentenversorgung und die ständige Zunahme von Unsicherheit und Hass.

Besorgt hatte sich am Freitag auch der aus Venezuela stammende Jesuitengeneral Arturo Sosa gezeigt, der zu den angesehensten Politologen seines Landes zählt. Ziel beider Seiten sollte es sein, einen Ausweg aus der tragischen Situation zu finden, was nur über Dialog möglich sei, sagte er bei einem Besuch in Peru gegenüber der Tageszeitung „El Comercio“. „Es geht um Politik, nicht um Krieg. Vor allem müssen Verhandlungen stattfinden, bei der beide Seiten bereit sind, Eingeständnisse zu machen“, so der Ordensobere.

(kap 01.04.2017 gbs) 








All the contents on this site are copyrighted ©.