2017-03-31 08:52:00

Somalia: Millionenhilfe sofort - oder Hungersnot


800 Millionen Dollar – das ist die Summe, die Somalia kurzfristig benötigt, um eine humanitäre Katastrophe abzuwenden. Der Appell an die G7-Staaten, die benötigte Finanzspritze zügig zur Verfügung zu stellen, kommt von Save the Children. Die Hilfsorganisation schlägt Alarm: Die seit Jahren anhaltende Dürre und Krisen in der Region sind schuld daran, dass die Erträge in Somalia um drei Viertel eingebrochen sind; rund 200.000 Kindern droht nun der Hungertod. Doch die Dürre führt auch zu einer hygienisch-sanitären Notlage: In der vergangenen Woche seien an einem einzigen Tag 400 Neuansteckungen mit Cholera gemeldet worden, seit Jahresbeginn gab es 8.400 Fälle, davon 2.000 mit tödlichem Ausgang. Darauf weist Marco Guadagnino hin, er ist Sprecher für die Internationalen Projekte von Save the Children.

„Die Notlage ist natürlich vor allem durch den Mangel an Wasser verursacht, was dazu führt, dass sowohl Menschen als auch Tiere, die die gleichen Quellen nutzen, verseuchtes Wasser zu sich nehmen. Das Wasser, das für sanitäre Belange zur Verfügung steht, schwindet auf besorgniserregende Weise. Auch die Krankenhäuser, die schon vorher sehr große Schwierigkeiten hatten, werden in diesen Wochen auf eine harte Probe gestellt und haben kaum Trinkwasser für ihre Patienten.“

Wie so oft in derartigen Notlagen sind es vor allem Kinder, die die Folgen zu spüren bekommen. Viele von ihnen hätten Behandlung und Hilfe nötig, sagt Guadignino im Gespräch mit unserem Sender. In großen Teilen Somalias sei auch die grundlegende ärztliche Versorgung nicht mehr sicher gestellt, die Hälfte der befragten Familien habe mindestens einen Krankheitsfall gemeldet, erzählt er. Save the Children versuche, wenigstens die schlimmste Not zu lindern:

„Wir liefern Trinkwasserumwandler und versuchen, die Gesundheitseinrichtungen mit Medikamenten gegen Durchfall zu versorgen. Außerdem versuchen wir, die Bevölkerung aufzuklären. Wir haben unsere Eingreiftruppe für sanitäre Notlagen in die Region geschickt und tun das Mögliche, denn es ist sehr wichtig, sofort zu handeln, bevor die Epidemie um sich greift.“

Doch die Cholera ist nicht das einzige Risiko, dem die Bevölkerung ausgesetzt ist. Die Ärzte der NGO, die in 72 Krankenhäusern auf somalischem Territorium aktiv sind, warnen auch vor einem Anstieg von Atemwegskrankheiten und Lungenentzündungen. Besonders betroffen: Die Flüchtlinge, die in Lagern oder anderen Behelfseinrichtungen leben müssen.

„Allein in Puntland leben momentan mindestens 250.000 Flüchtlinge. In einem normalen Umfeld wäre diese Art von Krankheiten gut behandelbar, aber in einer humanitären Notsituation – denn wir sprechen von einem Gebiet, auf dem mehr als sechs Millionen Menschen, also fast die Hälfte der Bevölkerung, aufgrund der Ernährungsunsicherheit dringend auf Hilfe angewiesen sind – da verschärft das Auftreten dieser Krankheiten nochmals das Problem.“

Somalia ist nicht das einzige afrikanische Land, das derzeit durch Dürre und bewaffnete Konflikte an den Rand einer Hungersnot getrieben wird. Im gesamten ostafrikanischen Raum sind die Ernten durch lange anhaltende Dürre vernichtet; die Situation wird verschlimmert durch kriegerische Auseinandersetzungen wie im Südsudan und das Auftreten von Parasiten, die auch die letzten übrig gebliebenen Maispflanzen zerstören. Mehrere Regierungen haben bereits den Notstand ausgerufen, während die Internationale Gemeinschaft und Hilfswerke fieberhaft versuchen, die Mittel für die dringend nötige Soforthilfe aufzutreiben, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern.

(rv 31.03.2017 cs)








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