2017-03-09 13:04:00

Inklusion von Frauen „guter Weg für Veränderung der Kirche"


Der Generalobere des Jesuitenordens hat im Vatikan ein Plädoyer für mehr Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern in der Kirche abgelegt. „Zusammenarbeit ist das Gegenteil von Klerikalismus“, sagte Pater Arturo Sosa bei der Veranstaltung „Voices of Faith“ am Weltfrauentag, 8. März, in den Vatikanischen Gärten. Inklusion von Frauen sei ein guter Weg der Reform der Kirche. Sosa äußerte sich auch befürwortend für mehr Frauen in der Politik und würdigte namentlich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel als Vorbild für Mut und große Visionen.

Die Miteinbeziehung von Frauen in der Kirche bleibe „an vielen Fronten verhindert“, verdeutlichte der Ordensobere der Jesuiten seinen Standpunkt. Einen Grund dafür habe Papst Franziskus benannt: das Fehlen einer umfassenden Theologie der Frau. Sosa mahnte darüber hinaus auch eine erneuerte, Frauen miteinbeziehende Lehre von der Kirche an. Eine solche Ekklesiololgie sei notwendig, „wenn die Rollen der Frauen so miteinbezogen werden sollen, wie es sein soll“.

Sosa bezeichnete die Inklusion von Frauen als „kreativen Weg, die nötigen Veränderungen  in der Kirche voranzubringen“. Eine Theologie und eine Ekklesiologie der Frau sollten „das Bild, den Begriff und die Strukturen der Kirche ändern, sollte die Kirche dazu bringen, das Volk Gottes zu werden, wie es das II. Vatikanische Konzil bekundete. Die Kreativität von Frauen kann neue Wege des Christseins als Gemeinschaft von Nachfolgern öffnen, Männer und Frauen miteinander, Zeugen und Prediger der guten Nachricht.“

Das Gegenteil von Klerikalismus ist Zusammenarbeit

Die Inklusion von Frauen in der Kirche sei auch seinem Mitbruder Papst Franziskus ein großes Anliegen, erklärte der Obere des Jesuitenordens. Franziskus gehe gegen Klerikalismus „und den damit verbundenen Elitarismus und Sexismus“ vor, und mit diesem Anliegen versuche der Papst, „unsere Zukunft für Stimmen außerhalb des Vatikans zu öffnen“, damit die Erfahrung der Welt für die Gestaltung der Zukunft fruchtbar werden könne. „Das Gegenteil von Klerikalismus ist Zusammenarbeit“, verdeutlichte Sosa, „Zusammenarbeit als getaufte Töchter und Söhne Gottes“.

Die Anstrengungen zur tieferen Miteinbeziehung von Frauen in der Mitte der Kirche hätten bereits begonnen, der Weg zum Ziel könnte aber noch lang sein, ließ Sosa durchblicken. „So herausfordernd die Flüchtlingskrise oder andere Themen der Welt sind, dies (die Miteinbeziehung von Frauen in der Kirche) könnte einigen von uns als wahrhaft unmöglich erscheinen.“ Der heilige Franz von Assisi habe aber geraten: Fang an mit dem, was nötig ist. Dann tu das, was möglich ist. Und auf einmal tust du das Unmögliche.

Sosas Publikum in der Casina Pio IV bestand fast ausschließlich aus Frauen. Der aus Venezuela stammende Obere des größten Männerordens der katholischen Kirche erhielt mehrmals spontanen Applaus für seine Ausführungen. Die „Voices of Faith“, zu deutsch Stimmen des Glaubens, fanden in diesem Jahr zum vierten Mal im Vatikan am 8. März statt. Kurienvertreter fehlten, da derzeit die Fastenexerzitien mit dem Papst in Ariccia stattfinden.

Lebenszeugnisse aus Ruanda, Syrien, Australien und Burundi

Bei der Veranstaltung stellten vier Katholikinnen ihr Lebenszeugnis und ihr Engagement für Kirche und Gesellschaft vor. Die 23-jährige aus Ruanda stammende Ärztin Mirreille Twayigira schilderte ihren eindrucksvollen Weg aus mehreren Flüchtlingsheimen und Situationen extremer Bedrohung, der dank Bildung gelang. Zwei aus Syrien geflohene Lehrerinnen, die in Belgien leben, sprachen über ihren Einsatz für Frieden, die Australierin Stephanie Lorenzo über ihren Kampf an der Seite von Opfern des Menschenhandels, und die Burunderin Marguerite Barankitse stellte die von ihr gegründete Einrichtung „Maison Shalom“ vor, an der Waisenkinder eine Erziehung zum Frieden zwischen den Religionen genießen.

Im zweiten Teil der Konferenz sprachen drei erfahrene Frauenrechtlerinnen. Die Britin Scilla Elworthy, die der Glaubensgemeinschaft der Quäker angehört, setzt sich als Leiterin einer Forschungsgruppe in Oxford für den Frieden in der Welt ein; sie war dreimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Die indische katholische Anwältin Flavia Agnes vertritt Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Aus den USA angereist war die katholische Ordensfrau Simone Campbell, die sich mit ihren Mitschwestern seit Jahrzehnten um die Nöte und die Rechte armer und ausgegrenzter Menschen kümmert.

(rv 09.03.2017 gs)








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