2017-03-07 15:11:00

Vielfältig und aktiv: Vatikan-Frauenrat stellt sich vor


Größer und noch vielfältiger ist er geworden, der Frauenrat am Päpstlichen Kulturrat: Das erste weibliche Beratergremium des Vatikan präsentierte sich pünktlich vor dem Weltfrauentag am 8. März zum ersten Mal offiziell. Die Mitglieder und der Präsident des Päpstlichen Kulturrates Gianfranco Ravasi, der die Initiative vor knapp zwei Jahren aus der Taufe hob, stellten sich am Dienstag im vatikanischen Pressesaal Fragen der Journalisten.

Dass er seine Fastenexerzitien mit dem Papst unterbrechen musste, um an diesem Tag in Rom zu sein, schien Kardinal Gianfranco Ravasi nicht sonderlich zu stören. Er habe sich für den Kulturrat einen explizit „weiblichen Blick“ gewünscht, der dem Vatikan beratend zur Seite steht, erklärte der Kardinal das Anliegen des ersten vatikanischen Frauenrates. Um eine „Quote“ sei es dabei nicht gegangen, vielmehr um inhaltliche Vorschläge aus spezifisch weiblicher Sicht, versicherte der Kardinal: „In der Tat habe ich explizit ausgeschlossen, dass es nur eine Ergänzung zum Dikasterium sei, um eine Frauenquote umzusetzen oder Kosmetik zu betreiben. Nein, die Mitglieder des Rates treten in die Mechanismen unserer Kulturpolitik ein.“

Verbindendes Element aller Mitglieder des Frauenrates, die der Kardinal aus unterschiedlichsten Fachbereichen berief, sei der ausdrücklich weibliche Zugang, betonte auch Consuelo Corradi von der katholischen Universität LUMSA in Rom. Der Rat habe Arbeitsgruppen gegründet, aktuelle Themen seien männliche Kulturen, Jugend und Frauen in der Arbeitswelt. Die weibliche Sichtweise solle hier nicht spaltend wirken, sondern insgesamt positiv zum Verhältnis der Geschlechter beitragen, unterstrich das Gremium. Die iranische muslimische Theologin ShahrzadHoushmand bezeichnete die Einrichtung in diesem Kontext als „gastfreundliche, geduldige und weise Präsenz, die auf andere zugeht“, das Gremium solle dem Wohl aller dienen. 

37 weibliche Mitglieder umfasst der Rat inzwischen, darunter Frauen aus der Welt der Mode und des Schauspiels, der Wissenschaft und der Kunst, der Medizin, des Journalismus und des Management. Ravasi ist überzeugt davon, dass jede dieser „Expertinnen“ die allzu männlich bestimmte vatikanische Kulturpolitik auf ihre Weise bereichert – einerseits mit konkreten Vorschlägen, etwa zu neuen Projekten des Kulturrates: „Einige Inhalte hatten wir gar nicht vorgesehen, sie sind Teil weiblicher Erfahrung, kommen aus der Arbeit, Erfahrung der Frauen, als Laien, auch als Nicht-Gläubige, oder aus ihren politischen und sozialen Erfahrungen.“ Als Beispiele für Themen des Kulturrates, bei denen sich der Kardinal weibliche Expertise wünscht, nannte Ravasi als Beispiel den Sport sowie die wissenschaftlichen Forschungsfelder der künstlichen Intelligenz, der Neurowissenschaften und Genetik.

Neben diesen inhaltlichen Beiträgen bringe der Frauenrat andererseits auch einen anderen „Stil“ in die Arbeit der Behörde ein, zeigte sich Ravasi überzeugt, die Frauen brächten „eine sehr viel symbolischere, globale, farbige Sichtweise der Realität und der Themen, mit denen wir uns beschäftigen“ und lockerten die oftmals allzu abstrakte kirchliche Sprache auf: „Ein großes Manko in unseren Dikasterien ist ja diese kirchliche Spezialsprache – da eine andere Redeweise zu haben, ist schon jenseits von Inhalten ein Beitrag!“

Anlässlich des Weltfrauentages 2017 hat der Frauenrat eine Sonderbeilage für die Zeitschrift des Kulturrates „Culture e Fede“, Kulturen und Glauben, heraus gebracht. Die Mitglieder des seit Juni 2015 bestehenden fixen Beratergremiums am Päpstlichen Kulturrat kommen drei Mal im Jahr zu Sitzungen zusammen. Die meisten Mitglieder sind Italienerinnen, vertreten sind aber auch etwa die türkische Journalistin Yasemin Taskin, die Diplomatinnen Monica Jimenez de la Jara aus Chile und Emma Madigan, Irlands Botschafterin beim Heiligen Stuhl, sowie die US-amerikanische Rechtsgelehrte Amelia Uelmen. Beraterinnen aus dem deutschen Sprachraum fehlen.

Weltfrauentag im Vatikan

Zum Weltfrauentag selbst findet im Vatikan am 8. März bereits im vierten Jahr in Folge die Begegnung „Voices of Faith“ statt. Tätige Katholikinnen aus allen Erdteilen berichten dabei über ihr Wirken für Benachteiligte und sprechen über ihre Vorstellungen von der Rolle der Frau in der Kirche. Die Veranstaltung in Englischer Sprache findet von 14 bis 18 Uhr in der Casina Pio IV in den Vatikanischen Gärten statt und wird per Livestream im Internet übertragen. Die Eröffnungsrede hält der Generalobere des Jesuitenordens, Pater Arturo Sosa. Als Veranstalter treten die liechtensteinische Fidel Götz-Stiftung und der Jesuitenflüchtlingsdienst in Erscheinung.

(rv 07.03.2017 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.