2017-03-04 10:40:00

Unser Buchtipp: Cox oder der Lauf der Zeit


In Peking tritt gerade der Volkskongress zusammen: Das wäre doch ein aktueller Einstieg in so eine Buch-Rezension. Oder wenn man die Sache ins Kirchliche drehen will: Franziskus, der Jesuitenpapst, wirbt hartnäckig um China. Aber in Wirklichkeit braucht Christoph Ransmayrs China-Roman „Cox oder der Lauf der Zeit“ weder das Begleitschreiben der Aktualität noch des Kirchlichen – „Cox“ ist einfach ein großer Roman. Ein behutsamer Text, wie eine Abfolge von Miniaturen. Völlig aus der Zeit gefallen.

Dabei geht es um Zeit. Ein berühmter englischer Uhrmacher, Alister Cox, wird in einer fernvergangenen Epoche an den Hof des Kaisers von China gerufen, um dort eine Uhr der Ewigkeit herzustellen, ein „Perpetuum mobile“ der Zeitmessung bis ans Ende aller Zeit. Das ist alles. Handlung ist hier nur Vorwand für ein Fest der Beobachtungen. Ein Fest der feinen Pinselstriche, aus denen Ransmayr die ganze Verbotene Stadt entstehen lässt. Ein Fest der Sprache.

Die Zeit fließt nur langsam in diesem Buch. Schnee fällt, Prozessionen von Mandarinen ziehen von Lotusteich zu Pavillon, Weihrauch kräuselt sich, Vögel zwitschern. Die Große Mauer bekommt Cox nach langem Ritt nur flüchtig, aus der Ferne, zu Gesicht. Der Kaiser bleibt so gut wie unsichtbar, mehr Sinnbild als wirklicher Mensch; die englischen Gäste sind für jeden Schritt auf ihren Dolmetscher bzw. Aufpasser angewiesen. Ein nahezu lautloses – ein zeitloses Buch. Fast schon eine Meditation über das Vergehen der Zeit.

Christoph Ransmayr, Cox oder der Lauf der Zeit. Roman, S. Fischer Verlag. 22 Euro








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