2017-02-28 09:00:00

Papstinterview mit Obdachlosenzeitung: „Das Volk der Unsichtbaren“


Ganz gleich, ob man über Migranten oder Obdachlose spricht: Es geht immer um Integration. In einem ausführlichen Interview mit der Mailänder Zeitung „scarp d’ tenis“ (Tennisschuhe – eine Obdachlosenzeitung) spricht Papst Franziskus ausführlich darüber, dass helfen und geben allein nicht ausreiche, „das zu erreichende Ziel muss immer das der Integration sein“, so der Papst.

Zunächst ginge es darum, zu verstehen. Dazu müsse man die Welt aus den Augen anderer Menschen sehen, sich ihre Schuhe anziehen, wie ein italienisches Sprichwort das sagt. „Oft sind wir Sklaven unseres Egoismus“, klagt der Papst, verstehen sei nicht einfach, aber nötig.

Dann gelte es, den Anderen als Person zu sehen, ganz gleich wo er lebe und wie er lebe. Auf die Frage, was er sage, wenn er einem Obdachlosen begegne, antwortete der Papst deswegen „erst einmal Guten Tag, wie geht es?“

Hilfe ist immer richtig

Der Papst wird im Interview gefragt, was er denen sage, die zweifeln, dass Almosen auf der Straße wirklich etwa bewirken würden. „Hilfe ist immer richtig“, sagt Papst Franziskus. „Es gibt so viele Argumente um sich selbst dafür zu rechtfertigen, keine Almosen zu geben. Soll ich etwa Geld geben, damit er dann das Geld ausgibt und Wein trinkt? Wenn dieser Schluck Wein das einzige Glück ist, was er im Leben hat, dann ist auch das gut. Frage dich dagegen lieber, was du selber verbirgst.“ Es käme aber auch immer darauf an, nicht nur Geld zu geben, also das Geld einfach hinzuwerfen. „Geld werfen ohne in die Augen zu sehen, das ist keine christliche Geste.“

In dem Interview ging es nicht nur um Obdachlosigkeit, der Papst wurde auch nach der Aufnahme von Flüchtlingen gefragt: soll man alle aufnehmen oder brauche es Grenzen?

Zuerst wies der Papst in seiner Antwort auf die Not hin, welche Menschen dazu brächte, zu kommen. „Und wir sind irgendwie mitschuldig, weil wir ihren Boden ausbeuten und dort nicht investieren, damit die Menschen selber etwas davon haben. Sie haben ein Recht darauf, auszuwandern und sie haben ein Recht darauf, aufgenommen und geholfen zu werden.“ Es müssten alle aufgenommen werden, die man aufnehmen könne, soweit seine Antwort zu den Zahlen.

Alle aufnehmen, die man aufnehmen kann

Nicht weniger wichtig sei aber die Art der Aufnahme. „Aufnehmen bedeutet integrieren“, so Papst Franziskus. Wenn das nicht stattfinde, würden Migranten in Ghettos landen. „Was fehlt, ist diese Integration. Jedes Land muss also sehen, wie viele Menschen es aufnehmen kann. Man kann nicht aufnehmen, wenn es keine Möglichkeit zur Integration gibt.“ Zurück zur Frage der Obdachlosen betonte der Papst, dass diese dasselbe bräuchten wie die Migranten: Integration. Weil aber jeder seine eigene Geschichte habe, müsse man sich jeder und jedem einzeln nähern, „um einen Weg der Hilfe zu finden und anzupacken.“

Zuletzt ging es in dem Interview auch um Mailand, die Stadt, in der das Magazin erscheint und die Papst Franziskus Ende März besuchen wird.  Er selber sei erst einmal in Mailand gewesen, in den 70er Jahren, um den Dom zu sehen. Deswegen freue er sich auf den Besuch. „Das ist meine Erwartung: ich wünsche mir, viele Menschen zu treffen.“

(rv 28.02.2017 ord)








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