2017-02-28 12:45:00

Nigeria: Humanitäre Katastrophe mit Ankündigung


Eine der größten humanitären Katastrophen der jüngeren Vergangenheit bahnt sich in Nigeria an – und die Weltöffentlichkeit bekommt aufgrund der vielen anderen Krisenherde kaum etwas davon mit. Die Geberkonferenz für notleidende Menschen in der Tschadsee-Region, die am vergangenen Freitag in Oslo zusammen getreten ist, hat für die kommenden drei Jahre Hilfen in Höhe von 634 Millionen Euro zugesagt. Allein aus Deutschland fließen 120 Millionen Euro. Doch dies ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn nötig wären Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge etwa 1,5 Milliarden Euro. Mehr als 10,7 Millionen Menschen sind in der Region von Vertreibung und Krieg betroffen; nach wie vor toben erbitterte Kämpfe zwischen nigerianischen Regierungstruppen und den Milizen der Terrororganisation Boko Haram.

Seit Beginn der Krise 2013 haben die Kämpfe und terroristischen Attacken rund 20.000 Todesopfer gefordert, und es könnten noch viel mehr werden, zeigt sich die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen besorgt. Teresa Sancristoval ist verantwortlich für die Notfallhilfe der Hilfsorganisation, die in mehreren Flüchtlingscamps im Nordosten Nigerias, im Bundesstaat Borno, tätig ist. Sie schlägt im Interview mit Radio Vatikan Alarm:

„Wir hoffen, dass mit dem Appell von Oslo die Dinge besser werden, aber das Ausmaß der Krise ist enorm. Schon jetzt liegt die Sterblichkeitsrate höher, als ich sie in den letzten fünfzehn Jahren je gesehen habe.“

In den Flüchtlingslagern fehlt es an allem, auch internationale Organismen wie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen stoßen bei dieser Krise an ihre Grenzen, warnt Sancristoval.

„Die Leute können nicht mehr aufs Feld gehen und dort arbeiten, sie sind in einer anderen Region, hängen von Hilfen ab. Eigentlich wäre eine ziemlich starke finanzielle Anstrengung nötig. Wir sind ziemlich besorgt; das Welternährungsprogramm hat nicht genug Lebensmittel auf Lager, um die anderthalb oder zwei entscheidenden Monate zu überbrücken.“

Zusätzliche Hilfsmaßnahmen müssen also sofort eingeleitet werden, allein im Bundesstaat Borno leben über eine halbe Million Menschen unter katastrophalen gesundheitlichen Bedingungen in Lagern. Erst im Januar wurde ein Lager von der Armee irrtümlich unter Beschuss genommen, über 50 Menschen starben, mehr als 120 wurden verletzt. Ärzte ohne Grenzen stockt die Hilfsmaßnahmen vor Ort laufend auf und fordert dringend einen Einsatz internationaler Akteure, um den Menschen in Not zu helfen.

(rv/pm 28.02.2017 cs)








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