2017-02-24 11:22:00

Papst: Gerechtigkeit ist barmherzig und Barmherzigkeit gerecht


Der Christ darf die Wahrheit nicht zur Verhandlungsmasse machen; doch Jesus hat vorgemacht, dass Gerechtigkeit mit Barmherzigkeit einher gehen soll. Das sagte Papst Franziskus an diesem Freitag bei seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta. Er legte in seiner Predigt einen Text aus dem Markusevangelium aus, in dem Schriftgelehrte Jesus eine Fangfrage stellen – ob ein Mann nämlich seine Frau verstoßen dürfe oder nicht.

„Jesus antwortet nicht, das sei erlaubt, oder das sei nicht erlaubt. Er lässt sich gar nicht erst auf ihre kasuistische Logik ein. Weil für sie der Glaube nämlich nur aus Begriffen wie ‚das darfst du' oder ‚das darfst du nicht’ bestand. ‚Bis hierhin darfst du, bis dorthin nicht.’ Diese kasuistische Logik: Jesus macht da nicht mit. Er stellt eine Gegenfrage: Was hat euch denn Moses geboten? Was steht in eurem Gesetz? Sie erklären daraufhin, dass Moses ein Verstoßen der Ehefrau erlaubt hat – und tappen damit selbst in die Falle. Denn Jesus nennt sie hartherzig: Weil ihr so hartherzig seid, hat Moses diese Norm für euch geschrieben. Jesus sagt, wie es ist. Ohne Kasuistik. Ohne Sondererlaubnisse. Die Wahrheit.“

„Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch“, auch dieser Satz, den Jesus danach zu seinen Jüngern sagt, die ihn weiter zum Thema ausfragen, sei „Wahrheit“, so der Papst. „Jesus erklärt die Dinge, wie sie geschaffen sind“.

Wenn das aber so gravierend ist, wie ist dann zu erklären, dass Jesus so oft mit Ehebrechern spricht und sogar zu einer sagt, dass er sie nicht verurteile, sie solle in Frieden gehen? „Der Weg Jesu – und das ist klar zu sehen – ist ein Weg von der Kasuistik weg hin zur Wahrheit und zur Barmherzigkeit“, antwortet der Papst. „Diejenigen, die ihn auf die Probe stellen wollen, und die, in dieser Logik des ,man darf´ denken, die bezeichnet er an einer anderen Stelle im Evangelium als Heuchler. Die Kasuistik ist heuchlerisch. ‚Man darf – man darf nicht’ – danach wird es schnell diabolisch: bis genau wo darf ich? Von hier bis da darf ich nicht, das ist die Täuschung durch die Kasuistik.

Dagegen dem Weg Jesu zu folgen, dem Weg der Barmherzigkeit, sei angesichts der vielen Versuchungen des Lebens nicht einfach. „Wenn eine Versuchung das Herz berührt, wird der Weg zur Barmherzigkeit schwer. Dann braucht es die Gnade Gottes, um uns zu helfen. Und darum müssen wir immer beten, ‚Herr, lass mich gerecht sein, aber gerecht mit Barmherzigkeit, gerecht in der Barmherzigkeit. Aber was ist dann vor Gott wichtiger, Barmherzigkeit oder Gerechtigkeit? Auch das ist ein falscher Gedanke, zu fragen was wichtiger sei. Es sind nicht zwei, sondern ein und dasselbe. In Gott ist Gerechtigkeit barmherzig und Barmherzigkeit gerecht. Möge der Herr uns helfen, diesen nicht einfachen Weg zu verstehen.“

(rv 24.02.2017 ord/sk)








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