2017-02-22 13:18:00

Malteserorden: Papst-Beauftragter bittet um Gewissensprüfung


Der Sonderbeauftragte des Papstes für den Malteserorden, Erzbischof Angelo Becciu, will Reformschritte für den Orden prüfen und dabei alle Mitglieder einbinden. Das betont Becciu in einem Schreiben an die Mitglieder, das der Orden am 17. Februar auf seiner Website veröffentlichte. Erzbischof Becciu ruft alle leitenden Angehörigen des Ordens zu einer Gewissenserforschung auf: „Für uns alle in höchstem Maß segensreich wäre eine persönliche und gemeinschaftliche Erforschung des Gewissens, um festzustellen, ob wir fähig sind, individuelle oder gruppenspezifische Interessen hintanzustellen, so dass das größere Gut des Ordens im Vordergrund steht." Vorerst werde der Sonderbeauftragte einen „konstruktiven Dialog unter allen Mitgliedern" in Aktion setzen. Im Zuge dessen sollen „alle zu lösenden Probleme klar gesehen und Lösungen identifiziert" werden.  

Nach dem Wunsch von Papst Franziskus soll der Sonderbeauftragte „in enger Zusammenarbeit" mit dem Interimsleiter Ludwig Hoffmann von Rumerstein eine „spirituelle und moralische Erneuerung" des Malteserordens auf den Weg bringen. Becciu ist Substitut im päpstlichen Staatssekretariat. Die bisherige spirituelle Führung des Ordens oblag jeweils dem Kardinalpatron, seit November 2014 hatte Kardinal Raymond L. Burke das Amt inne. Becciu schreibt, er wolle geeignete Reformschritte mit Großkomtur Hoffmann von Rumerstein besprechen, der den Malteserorden seit dem Rücktritt des Großmeisters Matthew Festing „ad interim“ leitet und bereits ein Verfassungsreformprogramm angekündigt hatte.

Am 29. April wird der „Große Staatsrat" der Malteser in Rom einen neuen Großmeister wählen. Hoffmann von Rumerstein ist sowohl aktiv als auch passiv wahlberechtigt. Beobachter gehen davon aus, dass der Orden keinen Großmeister wählen wird, sondern den Interimsleiter für ein Jahr verlängert, damit dieser mit Becciu die Verfassung in Übereinstimmung mit den Wünschen von Papst Franziskus reformiert. Über ein Enddatum seines Mandats schreibt Becciu nichts. Anfangs hatte es geheißen, der Sonderdelegat solle nur bis zur Wahl eines neuen Großmeisters auf Lebenszeit oder temporären Leiters tätig sein. Hoffmann von Rumerstein hatte jedoch erklärt, dass Becciu auch die Durchsetzung des Verfassungsreformprogramms begleiten wird, was im Anschluss an die Wahl erfolgt.

Der ehemalige Großmeister Festing, der inzwischen zurückgetreten ist, hatte den Großkanzler Albrecht von Boeselager für abgesetzt erklärt. Papst Franziskus griff daraufhin schlichtend mit einer ad hoc gegründeten Untersuchungskommission ein. Festing trat zurück, Boeselager kehrte an seine alte Stelle zurück. Am Wochenende erklärte von Boeselager vor Journalisten, die völkerrechtliche Souveränität des Malteserordens bleibe trotz des Eingreifens des Papstes unangetastet. Seine erzwungene kurzzeitige Entmachtung sei satzungswidrig und kirchenrechtswidrig gewesen, außerdem habe sie auf falschen Vorwürfen beruht, sagte Boeselager. Das Vorgehen des früheren Großmeisters gegen ihn erklärte er mit „falschen Beratern", denen dieser gefolgt sei. Die Affäre habe im Orden und bei den Malteserhelfern für Unruhe gesorgt, es gebe aber weder einen Spendeneinbruch noch eine Austrittswelle. Papst Franziskus habe begriffen, wie wichtig die völkerrechtliche Souveränität des Ordens sei, zugleich habe er als Kirchenoberhaupt die Verhältnisse ordnen müssen, weshalb er Festing den Rücktritt nahe legte und einen Delegaten einsetzte.

(kap 22.02.2017 jg)








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