2017-02-22 11:39:00

Generalaudienz: Alles mit den Augen von Ostern sehen


„Christliche Hoffnung besagt, dass wir schon erlöst sind, aber auf die Vollendung warten.“ Das sagte Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz an diesem Mittwoch.

„Der Christ lebt nicht außerhalb der Welt: Er versteht in seinem Leben und dem, was ihn umgibt, die Zeichen des Bösen, des Egoismus und der Sünde zu erkennen. Er ist solidarisch mit den Leidenden, mit den Weinenden, Ausgegrenzten, Verzweifelten... Aber gleichzeitig hat er gelernt, das alles mit den Augen von Ostern zu sehen, mit den Augen des auferstandenen Christus.“

Und darum wisse er auch, „dass wir in einer Wartezeit leben, im Warten auf die Vollendung“. Und er wisse in der Hoffnung, „dass der Herr mit seiner Barmherzigkeit die verletzten und gedemütigten Herzen definitiv heilen will“.

Der Papst war in seiner Katechese von einem Auszug aus dem Römerbrief ausgegangen. Darin weist der Apostel Paulus darauf hin, dass die Schöpfung nicht unser Eigentum, sondern eine Gabe ist, in der wir die Spuren der Liebe Gottes erkennen sollen. Doch durch die Sünde „wurde die Gemeinschaft mit Gott verletzt“, und dies gelte auch für die Schöpfung, „die nun zugleich ein trauriges Zeichen der Gier des Menschen ist“.

„Wenn er sich vom Egoismus überwältigen lässt, dann ruiniert der Mensch schließlich auch die schönsten Dinge, die ihm anvertraut sind. So ist das auch mit der Schöpfung passiert. Denken wir nur ans Wasser: so etwas Schönes und Wichtiges! Das Wasser gibt uns Leben, es hilft uns. Aber wenn wir das Wasser verschmutzen, um Mineralien auszubeuten, dann wird die Schöpfung besudelt und zerstört. Das ist nur ein Beispiel – es gibt noch viele andere. Durch die tragische Erfahrung der Sünde und durch den Bruch der Gemeinschaft mit Gott haben wir die ursprüngliche Gemeinschaft mit allem, was uns umgibt, gebrochen und die Schöpfung korrumpiert. Sie ist dadurch zu unserer Sklavin geworden, unserer Vergänglichkeit unterworfen. Und leider stehen uns die Folgen daraus täglich dramatisch vor Augen.“

Paulus hält allerdings im Römerbrief, so fuhr der Papst dann fort, mit Freude fest, dass Gott in seinem allumfassenden Heilswillen das „Seufzen“ der ganzen Schöpfung hört. Und auch wir selbst könnten in uns dieses Seufzen wahrnehmen, das der Apostel mit Geburtswehen vergleiche - denn sie seien „kein unnützes Klagen“, sondern „Ausdruck der Hoffnung auf unsere Erlösung“.

„Das Seufzen der ganzen Schöpfung... starke Worte. Aber wenn wir mal aufmerksam hinhören, dann stellen wir fest, dass alles um uns herum stöhnt: Die Schöpfung selber stöhnt, wir Menschen stöhnen, der Geist seufzt in uns, in unserem Herzen. Dieses Stöhnen aber ist kein steriles, untröstliches Klagen, sondern das sind Geburtswehen, also Stöhnen einer Leidenden, die aber weiß, dass sie gerade neues Leben zur Welt bringt! In unserem Fall ist das wirklich so. Wir haben zwar mit den Folgen unserer Sünde zu kämpfen, und alles um uns herum ist davon gezeichnet – aber wir wissen gleichzeitig, dass der Herr uns gerettet hat und dass er uns schon die Zeichen der Auferstehung, die Zeichen von Ostern und einer neuen Schöpfung vorkosten lässt. Das ist der Inhalt unserer Hoffnung.“

Eine Art Neulektüre seiner Schöpfungs-Enzyklika Laudato Si’ war das, was der Papst seinen Zuhörern auf dem Petersplatz bot. Sie sollten sich nicht „von der Enttäuschung und dem Pessimismus ergreifen lassen“, warb Franziskus. „Manchmal lassen wir uns auch zu unnützem Klagen hinreißen, oder wir bleiben ohne Worte und wissen nicht einmal, worum wir bitten oder worauf wir hoffen sollen. Doch der Heilige Geist, Atem unserer Hoffnung, kommt uns zu Hilfe! Er hält das Seufzen und die Erwartung in unseren Herzen am Leben. Er sieht über den negativen Anschein der Gegenwart hinaus und zeigt uns schon jetzt die neuen Himmel und die neue Erde, die der Herr für die Menschheit vorbereitet...“

(rv 22.02.2017 sk)








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