2017-02-17 16:06:00

Flüchtlinge in Uganda: „Sie sollen sich zuhause fühlen“


Seit 2013 herrscht Krieg im Südsudan. Rund zwei Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht, ungefähr 1,3 Millionen Menschen haben in den Nachbarländern Schutz gefunden. Uganda grenzt im Norden an den Südsudan. Marie Czernin von Missio Österreich hat zwei Tage lang Flüchtlingscamps in Uganda besucht. Allein in der Diözese Arua sind 700.000 Menschen aus dem Südsudan in 19 Camps untergebracht. Wobei der Begriff „Camp“ hier nicht verwendet wird, wie Czernin unterstreicht: „Wir sagen nicht, dass sie in Camps wohnen, sondern in Siedlungen. Wir heißen die Flüchtlinge willkommen, sie sind unsere Brüder und Schwestern und sollen sich beim uns zuhause fühlen.“ Das hat Czernin vom Ortsbischof erfahren. Die Willkommenskultur in Uganda ist ganz praktisch und beeindruckt die Missio-Referentin: „Es ist erstaunlich, dass die lokale Bevölkerung den Flüchtlingen auch Land gibt. Jeder Flüchtling bekommt ein paar Quadratmeter Land, um dort Gemüse anzubauen und sie können dort ihre Hütten bauen.“ Ein Kontrast zu der Stimmung in vielen europäischen Ländern: „Wir beklagen uns in Europa, dass die Flüchtlinge kommen und hier sind die Menschen bereit, ihr Land zu teilen und sie bekommen nichts dafür vom Staat.“

„Ich hoffe nur, dass ich hier wieder zur Schule gehen kann“

Viele Flüchtlinge, die tagtäglich ankommen, sind Waisen. Ihre Eltern sind im Krieg gestorben und sie haben sich alleine in das Nachbarland durchgeschlagen. In den Camps suchen sie nach lebenden Angehörigen. Einen 17-Jährigen hat Czernin bei ihrem Besuch getroffen. Er ist ganz alleine, alle Verwandten hat er im Krieg verloren. „Ich hoffe nur, dass ich hier wieder zur Schule gehen kann“, hat er zu Czernin gesagt. Die Situation im Camp ist chaotisch. Die Flüchtlinge, die ankommen, warten bei extremer Hitze – es sind über 40 Grad – ohne Schatten und Wasser auf die Registrierung. „Hier arbeiten über 40 Organisationen. Sie tun ihr Bestes, aber sie sind alle überlastet, weil so viele Flüchtlinge täglich rüberkommen, weil die Kämpfe im Südsudan wieder stärker geworden sind. Alle Stämme werden hineingezogen.“

In Europa sei man sich der Kriegszustände im Südsudan zu wenig bewusst. Die Medien berichten zu wenig über die Kämpfe und das Schicksal der Menschen, findet Czernin. Dass Medien eine große Rolle bei der Bewusstseinsbildung der Bevölkerung spielen, zeigt auch ein Beispiel aus Uganda. Das katholische „Radio Pacis“ berichtet täglich über die Flüchtlingssituation, versucht Vorurteile zwischen verschiedenen Gruppen abzubauen und den Frieden zu fördern. Auf dem Flughafen bekam Czernin einen Dank an den Comboni-Missionar, der das Radio leite, mit. „Ohne das Radio wären nicht so viele Menschen bereit, ihr Land zu teilen. Es hat einen positiven Einfluss.“ Das Radio trage auch dazu bei, dass kein Neid zwischen lokaler Bevölkerung und Flüchtlingen entstehe.

Viele Flüchtlinge sind Christen. Die katholische Kirche sei zwar präsent, aber, so Czrenin, es brauche noch mehr Engagement. Ein Pfarrer sei beispielsweise für 200.000 Flüchtlinge zuständig. „Der Pfarrer kommt regelmäßig und besucht die Flüchtlinge. Er feiert Messe mit ihnen in einem offenen Zelt. Es gibt noch keine Kirche und nichts. Er bräuchte dringend Unterstützung.“

(rv 17.02.2017 dh)








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