2017-02-06 11:03:00

Frühmesse: Christ ist „Sklave“ der Liebe, nicht der Pflicht


„Herr, mein Gott, überaus groß bist du! Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.“ Mit diesen Worten beginnt Psalm 104, und diese Worte waren der Ausgangspunkt für die Predigt von Papst Franziskus bei seiner Frühmesse am Montag. „Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel, du spannst den Himmel aus gleich einem Zelt“, fährt der Psalm fort . „Der Vater arbeitet, um diese Wunder der Schöpfung herzustellen“, kommentierte der Papst, „und mit dem Sohn sorgt er für dieses Wunder einer neuen Schöpfung.“

Warum habe Gott denn eigentlich die Welt erschaffen?, fragte Franziskus. Und gab gleich selbst die Antwort: „Einfach, um seine Fülle mit jemandem zu teilen.“

„Wenn Jesus sagt: Mein Vater ist immer am Werk, und auch ich bin immer am Werk, dann empören sich die Gesetzeslehrer und wollen ihn wegen dieser Worte töten. Warum? Weil sie nicht dazu imstande waren, die Dinge Gottes geschenkt zu bekommen. Nur als Gerechtigkeit (wollten sie sie): Das sind die Gebote... ein bisschen wenig, machen wir doch noch mehr davon. Und statt ihre Herzen für das Geschenk zu öffnen, haben sie sich versteckt und haben sie Zuflucht zur Strenge der Gebote genommen, die sie auf 500 und mehr multipliziert haben. Sie wussten nicht, wie man ein Geschenk annimmt. Ein Geschenk kann man nur mit Freiheit annehmen. Diese Gestrengen hatten Angst vor der Freiheit, die Gott uns gibt, sie hatten Angst vor der Liebe.“

Wir sollten es heute anders halten als die Gesetzeslehrer von damals, riet der Papst: Wir sollten Gottes Geschenke in Freiheit annehmen. Damit schlug er den Bogen zurück zu Psalm 104.

„Und darum haben wir heute den Vater gelobt: Wie groß bist du, Herr! Ich liebe dich sehr, weil du mir dieses Geschenk gegeben hast. Du hast mich gerettet, du hast mich erschaffen... Das ist das Lobgebet – das Gebet der Freude, das Gebet, das uns die Freude des christlichen Lebens gibt! Nicht so ein verschlossenes, trauriges Gebet wie von jemandem, der nicht weiß, wie er ein Geschenk annehmen soll, weil er Angst vor der Freiheit hat, die ein Geschenk immer mit sich bringt. So jemand weiß nur seine Pflicht zu tun – eine verschlossene Pflicht. Sklaven der Pflicht, aber nicht der Liebe. Wenn du Sklave der Liebe wirst, dann bist du frei! Aber die hatten das nicht verstanden.“

„Die“ – damit meinte der Papst wieder die Gesetzeslehrer aus der Zeit Jesu, von denen er zuvor gesprochen hatte. Franziskus lud zu einer Gewissenserforschung ein: „Wie nehme ich denn das an, was Gott mir gegeben hat, nämlich die Schöpfung – wie ein Geschenk? Und wenn ich es wie ein Geschenk annehme – liebe ich die Schöpfung, schütze ich das Geschaffene? Weil es doch ein Geschenk ist! Wie nehme ich die Erlösung an, die Vergebung, die Gott mir gewährt hat – dass er mich in seinem Sohn zu seinem Sohn gemacht hat. Mit Liebe, mit Zärtlichkeit, mit Freiheit? Oder verstecke ich mich in der Strenge der verschlossenen Gebote, die natürlich immer mehr Sicherheit versprechen, in Anführungszeichen, aber die dir keine Freude geben, weil sie dich nicht frei machen... Jeder von uns kann sich heute fragen, wie er diese zwei Wunder lebt, das Wunder der Schöpfung und das noch größere Wunder der neuen Schöpfung. Und möge der Herr uns diese große Sache verstehen lassen, und uns verstehen lassen, was er machte, bevor er die Welt schuf – er liebte! Er möge uns seine Liebe zu uns verstehen lassen, dann können wir (so wie heute) sagen: Du bist so groß, Herr! Danke, Danke! Gehen wir so weiter.“

(rv 06.02.2017 sk)








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