2017-02-05 08:30:00

Katholischer Journalismus: „Ja muss das denn sein?“


Warum leistet sich Kirche eigene Medien? Und: ist das eigentlich noch Journalismus oder schon Propaganda? Fragen, die katholische Nachrichtenagenturen, Sender und nicht zuletzt auch Radio Vatikan immer wieder beantworten muss. Anlässlich einer Feier zum 70. Geburtstag der österreichischen katholischen Nachrichtenagentur Kathpress in der vergangenen Woche dachte Kardinal Schönborn öffentlich über diese Frage nach: „Ist das kompatibel und journalistisch? Immer wieder kommt die Frage auf, ob das überhaupt geht, dass eine Bischofskonferenz eine Informationsagentur hat? Kann das etwas anderes sein als eine Propagandaagentur?“ Also spitz formuliert: Von den Kunden bezahlte Werbung für die Katholische Kirche, maskiert als journalistisch.

Zunächst verwies der Kardinal auf die Bibel, es gebe ein Gebot „du sollst nicht lügen“, und das sei die erste Erwartung an katholische Journalisten: die Wahrheit sagen. „Aber wird auch alles gesagt? Wird es offen genug gesagt? Wird es breitflächig genug gesagt? Wird es auch kontrovers genug gesagt?“ Die Bischofskonferenz Österreichs habe das oft diskutiert, berichtet Schönborn, „weil man nicht immer nur begeistert war über die Meldungen der Kathpress, teils wegen des Inhalts, der unangenehm sein konnte, teils aber auch weil immer auch ein Stück Interpretation dabei ist.“

Er selber habe sehr wohl den Eindruck, dass die Kathpress – als „seine“ Agentur – den Spagat zwischen objektiver Information und klarer weltanschaulich-religiöser Orientierung schaffe, so Schönborn in seinem Grußwort. Um dann etwas weiter auszuholen: „Ich wage die These, dass es weltweit keine Organisation gibt wie die Katholische Kirche, die so eine Basis-Information weltweit zur Verfügung stellen kann.“ Über ihr weltweites Netzwerk könne sie auf eine Weise ungefilterte Informationen vermitteln, wie es kaum einer anderen Organisation möglich sei. „Ich glaube, das ist eine Chance aber auch ein enormer Anspruch“, so Schönborn abschließend. „Es ist auch eine hochbrisante politische Aufgabe, Informationen dort zu bringen, wo sie sonst durch die Filter nicht immer durchkommen.“

 

(rv 05.02.2017 ord)








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